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"Iceborne": Das coolste Add-On, seit es Games gibt

Heute Redaktion
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Genervt, dass kostenpflichtige Add-Ons, Erweiterungen und DLCs nur neue Skins bringen? Wie es anders geht, zeigt Capcom bei "Monster Hunter World".

Als Capcom Anfang 2018 "Monster Hunter World" veröffentlicht hat, hatten wir nicht viel zu kritisieren. Maximal die Story zeigte sich etwas seicht, ansonsten glänzte das Action-Rollenspiel mit dem gelungenen Soundtrack, einer großen Prise Witz in den Dialogen und Videosequenzen sowie dem monströs gigantischen Spielspaß, den der Multiplayer-Modus bot. Über Monate hinweg wurde die Erweiterung "Iceborne" für PS4 und Xbox One angekündigt, nun ist sie da. Die PC-Steam-Version folgt im Jänner 2020.

Wie auch das Hauptspiel versucht das Add-On, Neulinge wie Kenner gleichermaßen anzusprechen. Zwar geht die Lernkurve bei "Iceborn" viel früher und stärker in die Höhe als noch beim Hauptteil, extrem starke Waffen fangen aber die größten Härtegrad-Probleme zu Beginn ab. Zusätzlich gibt es natürlich auch viel stärkere Rüstungen, aber mit dem "Meisterrang" auch die mächtigsten Monster, die ein "Monster Hunter"-Spiel je gesehen hat. Und wie der Titel verrät gibt es auch ein komplett neues Gebiet: Eine weitläufige Eiswelt.

Die neue Region ist so dermaßen groß, dass "Iceborne" wie ein eigenes Spiel und nicht wie eine Erweiterung eines Games wirkt. Capcom hat für die neue Eisregion so ziemlich alles aus der Tasche gezaubert, was sich Open-World-Fans wünschen. Neben den eigentlichen Monstern wuselt es in der Region von NPCs und nicht-feindlichen Tieren, beim Durchqueren rasseln dynamisch Lawinen ins Tal, feuer lassen Eisseen schmelzen und je nach Wetterlage stürmt und schneit es der Spielfigur ins Gesicht. Auch wenn das beim Thema Eis absurd klingt: Eine solch lebendige und abwechslungsreiche Welt kannte man bisher nicht.

Endlich passt auch die Story

Einen riesigen Sprung im Vergleich zum Hauptteil macht auch die Handlung. Nach den Geschehnissen von "Monster Hunter World" taucht plötzlich der Riesendrache "Velkhana" auf, der die Welt vollkommen aus den Fugen geraten lässt. Die Eiskräfte des Dracvhen vertreiben andere Monster aus ihren Regionen und lassen sie noch brutaler werden, als viele eh schon waren. Von einem neuen Stützpunkt aus soll der Spieler den Kampf gegen den Drachen aufnehmen.

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Klingen mag diese Story zwar abgedroschen, wie sie umgesetzt wurde und wie sie in die Tiefe geht, übertrifft aber den Hauptteil. An bombastisch animierte Videosequenzen reihen sich dieses Mal auch ruhigere Momente, in denen man sich mehr mit den Figuren identifizieren kann und die eine Beziehung zwischen ihnen aufbauen. Gerade der emotionale Aspekt war in "Monster Hunter World" etwas zu kurz gekommen, nun passt er mit "Iceborne" perfekt. Auch die bisher eher am Rande aufgetretenen Figuren bekommen in der Erweiterung mehr Auftritte.

Plötzlich doppelt so viele Monster

Bei den neuen Gegner geizt "Iceborne" nicht. Zu den bestehenden des Hauptspiels kommen noch einmal gut zwei Dutzend Monster hinzu, die beinahe alle einen Auftritt in einer Videosequenz bekommen. Zu den Highlights zählen ein riesiger Hai-artiger Gigant namens Beotodus, der aus dem Nichts durch Eisdecken brechen und den Spieler überraschen kann. Ebenso stellt ein Hirsch-Drachen-Mix namens Banbaro eine nicht zu unterschätzende Herausforderung dar.

Das Monster kann seine Hörner in den Boden rammen und damit Bäume und Felsen auf den Spieler schleudern. Neben komplett neuen Monstern gibt es aber auch bereits bekannte Feinde in neuen Ausführungen. So sind etwa bisherige Feuer-Drachen mit Elektro- oder Eiskräften ausgestattet. So spielen sich auch Kämpfe gegen vermeintlich bekannte Feinde nun komplett neu, da neue Taktiken benötigt werden.

Auch neben dem Kampf ein Spektakel

Die Kämpfe in "Iceborne" spielen sich aber nicht nur aufgrund der neuen Monster wieder spannender. In "Iceborne" ist es noch wichtiger, Auszuweichen und die Angriffssequenzen zu beobachten, als wirklich zuzuschlagen. Einige Monster beherrschen zudem jetzt so mächtige Angriffe, dass bereits ein Treffer ausreicht, um den Kampf zu entscheiden. Zum anderen kommen vermehrt neue Finten hinzu. So lassen sich in den Eis-Gebieten etwa Stein- oder Schlammrutsche auslösen, die einen Gegner vorübergehend lähmen können. Die stärkeren Gegner werden durch mächtigere Tränke ausgeglichen, die man mit auf die Quests nehmen kann.

Noch wichtiger wird es allerdings, mehrere Rüstungen und Waffen zu sammeln und sich vor den Kämpfen über den Gegnertyp zu informieren. Trägt man gegen ein Eis-Monster eine Feuer- statt Eis-resistente Rüstung und dafür eine Eisschaden- statt Feuerschaden-Waffe, kann das den Kampf schneller beenden, als einem lieb ist. Im Hauptteil war es dagegen ab einem höheren Rang eher vernachlässigbar, welche Rüstung und Waffe man trug. Was "Iceborn" ebenfalls zum Spektakel macht: Noch intensiver als zuvor lassen sich Monster abseits von Kämpfen als Lebewesen betrachten. Sie ziehen in Herden umher, fressen an Pflanzen, trinken aus Pfützen und spielen manchmal sogar miteinander – oder machen sich gegenseitig das Revier streitig.

Gut auf die Neueinsteiger geachtet

"Iceborne" läasst sich übrigens ab Rang 16 mit beendeter Hauptstory von "Monster Hunter World" spielen. Zwar sind einige Features wie neue Waffen auch schon davor im Hauptspiel zu finden, die neue Region und die neue Story kann man aber erst mit Abschluss des Hauptspiels genießen. Das Mindestlevel ist auch eine große Herausforderung für die Spieler, denn sie stellt den optimalen Mix zwischen Härte und Schaffbarkeit dar. Wer seinen Charakter allerdings schon weit höher gelevelt hat, dürfte bis knapp vor Ende von "Iceborne" kaum Schwierigkeiten mit den stärkeren Monstern haben. Erst am Ende wird dann jeder Spieler gefordert, egal wie stark er bis dahin ist. Einer der absolut raren Kritikpunkte ist bei "Iceborne", dass sich der Schwierigkeitsgrad nicht stärker an den jeweiligen Spielerlevel anpasst.

"Iceborne" richtet sich hier mehr an jene, die gerade die Anforderungen erfüllen, um es spielen zu können. Übrigens auch im Mehrspieler-Modus. Spielt man zu viert und verlässt ein Spieler die Gruppe, schraubt der Schwierigkeitsgrad jetzt neu etwas zurück, um das verlorene Teammitglied auszugleichen. Neu ist auch ein Schwierigkeitsgrad, der sich an eine Gruppe aus nur zwei Spielern anpasst. Und: Die KI-Katzen-Begleiter namens "Palico" sind ebenfalls stärker, bringen nun Feind-stoppende Unterstützungen mit sich. Etwas zu stark ist auch eine Klaue geraten, die auf die Monster geworfen wird. An ihr kann man sich dann am Monster festhalten und es attackieren, während die meisten der Monsterangriffe ins Leere gehen.

Die coolste Erweiterung, seit es Spiele gibt

Zu all den Neuigkeiten in "Iceborne" kommen natürlich auch neue Dekorationen und Rüstungsboni hinzu. Da die meisten Items per beziehungsweise deren Effekte per Zufall vergeben werden, ist wieder Sammelwut angesagt. Das fällt allerdings in "Iceborne" weniger stark auf, da durch die schiere Größe der Erweiterung und die vielen Monster sowieso jede Menge Items automatisch eingesammelt werden können. Experimentieren kann man mit ihnen übrigens in der neuen Basis "Seliana", die sich in der Eisregion befindet und über alle gewohnten Posten wie Schmiede und Wissenschaftszentrum verfügt. Gewohnt flüssig geht das Herstellen von Items und Waffen vonstatten, hier warten keine Überraschungen. Einzig der eigene Raum der Basis darf nun individueller gestaltet werden.

Neu ist allerdings, dass man sich mit einem Trank in der Eiswelt wärmen muss. Zwar wartet nicht gleich der Tod ohne das Getränk, da der Ausdauerbalken aber rasant abfällt ist man ohne schutzlos den Gefahren ausgeliefert. "Iceborn" ist insgesamt das Paradebeispiel dafür, wie eine Erweiterung sein muss. Statt kosmetischer Updates gibt es ein Add-On, das so ziemlich der Größe des Hauptsspiels entspricht und dieses in manchen Punkten wie der Story sogar schlägt. Die Kampagne und die neuen Monster liefern Action, beim Gameplay wurden einige Kniffe vereinfacht, ohne dass das Spielgefühl verloren ging. "Monster Hunter World: Iceborne" ist eindeutig die coolste Erweiterung, seit es Videospiele gibt. (rfi)