Welt

Mord an Putin-Kritiker: 20 Jahre für Nemzow-Killer

Putin-Kritiker Boris Nemzow wurde 2015 ermordet: Der Todesschütze wurde heute zu 20 Jahren Haft verurteilt.

Heute Redaktion
Teilen
Picture

Nach dem kaltblütigen Mord muss er 20 Jahre in ein russisches Straflager! Urteil im Fall Nemzow: Ein Militärgericht in Moskau hat am Donnerstag den tschetschenischen Todesschützen Saur Dadajew zu 20 Jahren Haft verdonnert. Seine vier Komplizen fassten elf bis 19 Jahre aus. Die Männer sollen für den Mord am russischen Oppositionspolitiker Boris Nemzow (55) verantwortlich sein – der Putin-Kritiker war 2015 mit vier Schüssen in den Rücken getötet worden.

Die Geschworenen hatten den Schuldspruch gegen die Angeklagten bereits Ende Juni gefällt, heute wurde das Strafmaß verkündet – im Fall des Killers Saur Dadajew hatte die Staatsanwaltschaft lebenslange Lagerhaft gefordert. Richter Juri Schitnikow hat alle Angeklagten zudem mit Geldstrafen von jeweils 100 000 Rubel (knapp 1500 Euro) belegt – für die Bluttat hatten die Täter aus Tschetschenien und Inguschetien damals ein Kopfgeld in Höhe von 15 Millionen Rubel (etwa 222.000 Euro) eingestrichen.

Auftraggeber Kadyrow? Hintergründe des Polit-Mordes sind unklar

Ex-Vizeministerpräsident Nemzow war am 27. Februar 2015 in Moskau unweit des Kremls erschossen, die mutmaßlichen Mörder im März 2015 festgenommen worden. Allerdings ist mit dem Urteil der Fall noch nicht erledigt: Zum einen hält die Verteidigung die Schuld der Männer für nicht erwiesen – und verlangte einen Freispruch oder eine Neuauflage des Prozesses.

Zum anderen werfen die Familie des Getöteten und die kritische Presse den Behörden vor, dass der Hintergrund des Auftragsmordes nicht aufgeklärt worden sei. Noch ist unklar, warum gerade diese fünf Tschetschenen, die ihre Geständnisse zwischenzeitlich widerriefen, Nemzow ausgekundschaftet und ermordet haben sollen – und wer die Hintermänner sind.

Doch in diesem Falle hätte der Richter den Anträgen der Nemzow-Hinterbliebenen stattgeben müssen, die immer wieder gefordert hatten, den tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow in das Verfahren einzubeziehen. Doch Ermittlungen im Umfeld von Kadyrow oder gar gegen ihn selbst scheinen in Moskau nicht gewollt. Offiziell soll der noch flüchtige Tschetschene Ruslan Muchudinow der Auftraggeber der Tat sein, er gilt aber vielen Experten als Bauernopfer. (tas)