Österreich

Mord an Stiefbruder: Knalleffekt zu Prozessbeginn

Heute Redaktion
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Am Montagvormittag startete der Prozess gegen jenen Banker, der seinen Stiefbruder im September 2015 erschossen haben soll. Gleich zu Prozessbeginn ließ die Staatsanwältin eine Bombe platzen: Das Motiv des Mordes zog sie zurück, sprach nur noch von einem "möglichen" Motiv. Damit könnte der Banker freikommen.

Am Montagvormittag startete der Prozess gegen jenen Banker, der seinen Stiefbruder im September 2015 erschossen haben soll. Gleich zu Prozessbeginn ließ die Staatsanwältin eine Bombe platzen: Das Motiv des Mordes zog sie zurück, sprach nur noch von einem "möglichen" Motiv. Damit könnte der Banker freikommen.

Der Angeklagte Andreas Sch. (45) hatte vor Prozessbeginn gesagt, er habe damals – schwer betrunken – seinem Stiefbruder Eric J. (41) seine Pistole zeigen wollen und versehentlich abgedrückt. "Ein Unfall", ist für Spitzenanwalt Rudolf Mayer klar.

Angeklagter geschniegelt

Andreas Sch. machte zu Prozessbeginn auf die Geschwornen einen seriösen Eindruck - er trug einen dunklen Anzug, ein weißes Hemd - sprach in gepflegtem Deutsch. Wie komplex der Fall ist, zeigt, dass insgesamt neun Gutacher im Gerichtssaal saßen. 

In seinem Eröffnungsplädoyer zerlegte Staranwalt Rudi Mayer die Anklage und zog die Spurenlage der Polizei in Zweifel. Die Ermittler seien unter "extremem Druck" gestanden, Resultate zu liefern. 

Doch ein Unfall? Motiv nicht mehr eindeutig "Eifersucht" 

Für die Anklage indes war es vor Prozessbeginn noch eine vorsätzliche Tat. Motiv: rasende Eifersucht. Denn auch nach der Scheidung sei der Banker von seiner Ex (einer Staatsanwältin) nicht losgekommen und habe auf ihrem Handy anzügliche SMS des Bruders entdeckt.

Verteidiger Mayer schüttelt den Kopf: "Reine Spekulation. Die Brüder waren in derselben Bank beschäftigt. Aber kein Kollege hat je was von der angeblichen Eifersucht bemerkt." Und: "Die Ex hatte tatsächlich eine neue Beziehung – aber mit einem Polizisten."

Eine Stunde nach Start des Prozesses dann die überraschende Wende: Die Staatsanwältin sprach nicht mehr von "Eifersucht". Möglicherweise kommt Andreas Sch. frei.