Er saß in Serbien wegen Mordes und ist in Wien als bewaffneter Räuber verurteilt. Seit Mittwoch steht Dario D. wegen einer riesigen Menge Suchtgift in Wien vor Gericht. Der 34-Jährige, der in Belgrad nach dem TV-Serien-Serienkiller "Dexter" getauft wurde, soll in Wien laut Staatsanwaltschaft der "Filialleiter" jener Balkan-Mafia sein, deren Boss Feinde enthaupten, faschieren und zu Ćevapčići verarbeiten ließ.
In einem Keller in Wien-Ottakring habe auch D. einen Dealer, der 2.000 Euro schuldig geblieben war, mit einem Hammer foltern lassen, hieß es. Doch für Star-Anwalt Werner Tomanek war die detailliert ausgearbeitete 150-Seiten-Anklageschrift nur eine "Arbeitshypothese". Geknackte Kryptohandy-Chats, in denen Dario D. Selfies und Sprachnachrichten versendet hatte und Dutzende Drogendeals detailliert dokumentiert wurden, wären kein zulässiger Beweis.
Außerdem: "Wie soll mein Mandant 500 Kilo Kokain mitten im Lockdown ohne Nachtgastronomie in Wien verkauft haben – ich mein, wer soll das verschnupfen?"
Sein Mandant bekannte sich nicht schuldig: "Ich bin nur ein Kaffeehaus-Manager aus Belgrad und lebe von 300 Euro im Monat", sagte D. eiskalt mit seiner markanten Tenorstimme aus.
Spannend: Keiner der geladenen Belastungszeugen wollte beim Prozessauftakt gegen ihn aussagen. Ein Urteil folgt erst am 12. Oktober. Aufgrund der Drogenmenge und der vermuteten Mafia-Struktur, an dessen Spitze er die Verbrechen verantwortet haben soll, droht lebenslange Haft. Es gilt die Unschuldsvermutung.