Politik

Morddrohung gegen Landeshauptmann wegen Flüchtlingen

Kärntens SPÖ-Landeshauptmann Peter Kaiser sprach sich für eine Aufnahme von Kindern aus Moria aus. Nun erhält dieser eine schockierende Morddrohung.

Leo Stempfl
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Landeshauptmann Peter Kaiser
Landeshauptmann Peter Kaiser
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Aus Kärnten erging am Donnerstag ein klarer Appell an die Bundesregierung: Das Bundesland wäre bereit, Kinder aus Moria aufzunehmen. "Schluss mit den Ausreden, Helfen wir diesen Kindern jetzt", lautete Peter Kaisers Kritik am Kurs der ÖVP. Der SPÖ-Landeshauptmann forderte mit Integrations-Landesrätin Sara Schaar, dass endlich die gesetzlichen Grundlagen geschaffen werden, um den Bundesländern diese Kompetenz zu übertragen.

Aus dem Büro des Landeshauptmannes wurde nun eine schockierende Mail veröffentlicht, die eine deutliche Warnung an Peter Kaiser darstellen soll. In der Nachricht mit Betreff "Flüchtlingskinder" heißt es unmissverständlich: "Judengesindel. Hoffentlich sticht sie so ein unsoziales Arschloch ab. Würde mich freuen und Applaudieren. Man kann nicht so verblödet sein den Schleppern Verdienstmöglichkeiten zu bieten!"

"Unfassbar"

Abschließend schreibt der Unbekannte "Ich wünsche ihnen oder einen ihrer Familienangehörigen, dass so ein Individum euch aus dem Leben befördert." Andreas Schäfermeier, Pressesprecher von Kärntens Landeshauptmann, postete die teils geschwärzte Mail am Freitag auf Twitter. Dort bezeichnet er sie als "unfassbar" und "abscheulich".

Die Morddrohung kann als direkte Reaktion auf Kaisers Statement am Vortag gesehen werden. Dort sagte er: "Mich lassen Bilder von mit Tränengas beschossenen Frauen und Kindern, von Kindern die teilweise getrennt von ihren Eltern in Fetzen auf Straßen dahinvegetieren müssen, nicht unberührt. (...) Österreich hat nicht nur die Möglichkeiten, sondern auch die Verpflichtung, nicht dabei zuzusehen, wie Kinder weinend dem Tod ins Auge sehen müssen, sondern aktiv zu helfen, indem es sich an der Rettungsmission anderer verantwortungsbewusster EU-Staaten beteiligt."

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    Auch Tage nach der Brandkatastrophe im Flüchtlingslager Moria haben viele der Menschen dort weder Nahrung noch ein Dach über dem Kopf. (12. September 2020)
    Auch Tage nach der Brandkatastrophe im Flüchtlingslager Moria haben viele der Menschen dort weder Nahrung noch ein Dach über dem Kopf. (12. September 2020)
    picturedesk.com/AFP/Louisa Gouliamaki