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Morddrohungen gegen Flüchtling aus TV-Beitrag

Heute Redaktion
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Der syrische Flüchtling Dia sorgte in einem deutschen Videobeitrag über seine Liebe zu einer 16-Jährigen für Wirbel. Nun bekam er Morddrohungen von Islamisten.

Eine Reportage des öffentlich-rechtlichen Kindersenders KiKa über die 16-Jährige Malvina zum syrischen Flüchtling Dia sorgte vergangene Woche in Deutschland für Empörung. Viele Zuseher beklagten, dass Konflikte und religiös motivierte Forderungen Dias an seine Freundin – wie ein Kopftuch zu tragen – unkommentiert präsentiert werden.

Nun sorgt Dia erneut für Aufruhr. Wie die "Bild" berichtete, liket der inzwischen 20-jährige Flüchtling auf Facebook die offizielle Seite des salafistischen Hasspredigers Pierre Vogel.

"Like für Salafist noch kein Beweis für Islamismus"

Aufgrund der öffentlichen Empörung sah sich der "Hessische Rundfunk" (HR), der den Beitrag produzierte, dazu genötigt, eine öffentliche Diskussionssendung über den TV-Beitrag abzuhalten. Die HR-Fernsehdirektorin Gabriele Holzner erklärte, dass Dia dies tatsächlich gemacht habe.

Er habe allerdings auch viele andere Seiten geliket, darunter auch eine Initiative gegen Homophobie. Ein einfaches Social-Media-"Like" sei noch kein Beweis für eine salafistische bzw. extremistische Überzeugung. Der HR habe mit Dia deshalb ein ausführliches Interview geführt, erklärte Holzner am Samstag.

Flüchtling bekam Morddrohungen

Dieses Interview wurde allerdings nicht gesendet, damit der Flüchtling nicht noch mehr zur Zielscheibe wird. Der 20-Jährige habe nach Ausstrahlung der Reportage massive Morddrohungen – vor allem von islamistischen Extremisten – bekommen. Diese warfen ihm vor, seinen Glauben zu kompromittieren und sich "von einer Frau zuviel gefallen zu lassen", schildert die Fernsehdirektorin.

Das junge Paar kam in der Sendung noch einmal zu Wort. Sie wurden vor der Kamera befragt, wie es ihnen gehe. "Seelisch nicht sehr gut", sagte Dia. Er erhalte seitdem Drohungen und Anfeindungen.

Auch Malvina war sehr erbost über die Internet-Diskussion. Die Konflikte in ihrer Beziehung würden dazu missbraucht, um gegen Flüchtlinge zu hetzen, beklagt sie. Auch Malvinas Mutter, die sich in der Reportage durchaus kritisch gegenüber Dias Vorstellungen äußerte, beklagte, dass ihre Tochter als naiv und sie als schlechte Eltern verunglimpft würden. (red)