Szene

Morddrohungen und rechter Mob: Kunst spaltet Dresden

Heute Redaktion
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Der deutsch-syrische Künstler Manaf Halbouni lässt vor der Dresdner Frauenkirche drei Linienbusse Kopf stehen. So schützten sich die Einwohner von Aleppo vor Scharfschützen. Kritiker, vor allem aus dem rechten Lager, laufen Sturm. Befürworter freuen sich, dass Dresden endlich mit seinem verzopften Image bricht.

 

Seit Dienstag stehen die drei Busse am Dresdner Neumarkt. "Monument" hat der Deutsch-Syrer Halbouni seine Installation genannt. Er will die Deutschen daran erinnern, wie gut es ihnen geht, aber auch "wie hart wir dafür gekämpft haben, wieder die Städte hier aufzubauen". 2015 ging ein Bild aus Aleppo um die Welt, auf dem Einwohner der Stadt hinter ausgebrannten Bussen Schutz vor Scharfschützen suchen. "Mich hat das Bild tatsächlich sehr mitgenommen", erinnert sich der Künstler auf "deutschlandradiokultur.de". Deshalb wolle er jetzt Werbung für den Frieden machen. 

Morddrohungen gegen den Oberbürgermeister

Beim Aufbau seiner Kunstinstallation war der Platz vor der Frauenkirche voll. Egal ob die Zuschauer für oder gegen sein Kunstwerk gewesen seien. Er hätte mit allen "nett reden" können. Auf Facebook freilich schaute die Lage anders aus. Dort kotzen sich die Gegner aus. Später, bei der Eröffnung erschienen Hunderte Pegida-Anhänger, protestierten und beschimpften Politiker als "Volksverräter". Der Oberbürgermeister Dresdens und andere wurde ausgebuht, gegen den Bürgermeister wurden auch Morddrohungen ausgesprochen. Sein Haus steht zur Zeit unter Polizeischutz. Die Zahl der Gegner wird mit rund 200 angegeben. 

Künstler enttäuscht: "Wir müssen einander zuhören"

Auch die Befürworter demonstrierten. Es dürften knapp über 200 gewesen sein. Dass in der Pegida-Hauptstadt Deutschlands viele gegen das "Monument" und was es repräsentiert sind, ist nicht verwunderlich. Dem Künstler wird vorgeworfen, er wolle provozieren. Halbouni hingegen sagt, sein Ziel sei es, eine Diskussion anzustoßen. Besonders enttäuscht sei er gewesen, weil die Gegner zwar schrien und mit Trillerpfeiffen kamen, "aber wir müssen einander zuhören". 

 

13:41 Auf dem Neumarkt wird ein Banner mit der Aufschrift "Euer Rassismus kotzt uns an" entrollt & ist kurze Zeit später wieder weg.
— Straßengezwitscher (@streetcoverage)