Österreich

Mordkomplott entpuppte sich als Körperverletzung

Heute Redaktion
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Bild: Sabine Hertel

Ein ukrainischer Ex-Polizist, der sich am Mittwoch am Wiener Straflandesgerichts wegen der versuchten Anstiftung zum Mord vor Gericht verantworten musste, ist nicht im Sinne der Anklage schuldig gesprochen worden. Der 38 Jahre alte Mann wurde zu vier Monaten bedingter Haft wegen versuchter Anstiftung zur Körperverletzung verurteilt und noch am Mittwoch enthaftet. Er saß seit einem Jahr in U-Haft.

Staatsanwalt Juan Pablo Gomez Reyes gab keine Erklärung ab, der 38 Jahre alte Angeklagte erbat sich drei Tage Bedenkzeit. Das Urteil ist damit nicht rechtskräftig.

Anklage ging von Auftragsmord aus

Die Anklage war davon ausgegangen, dass der Ex-Polizist einen Auftragskiller hätte besorgen sollen, um einen Wiener Unternehmer mundtot machen sollte. Der Mann hatte seinem Chef, dem Besitzer einer russisch-ukrainischen Import-Export-Firma gedroht, ihn wegen Steuerdelikten anzuzeigen.

Der Vorsitzende des Schwurgerichts, Richter Christoph Bauer, hatte es nicht leicht, Licht in den zehn Jahre zurückliegenden Fall zu bringen. Der nun Beschuldigte verantwortete sich in seiner ersten Einvernahme in der Ukraine noch damit, dass man den beiden Geschäftsmännern lediglich Angst hätte machen wollen. Nach seiner Festnahme und Überstellung nach Österreich revidierte er die Aussage.

Mittelsmann für Schulden

Der 38-Jährige gab in Wien an, er habe lediglich als Mittelsmann bei der Eintreibung von Schulden in Österreich agiert. Von einer Körperverletzung oder gar einem Mord habe er nichts gewusst. Die Angaben, die er bei der Staatsanwaltschaft in der Ukraine gemacht hat, seien unter Androhungen entstanden.

"Sie haben gesagt, wenn ich diese Aussage nicht mache, dann bin ich am nächsten Tag Straßenkehrer und kein Polizist mehr", sagte der Beschuldigte. "Bisher haben Sie behauptet, es wurde das Protokoll falsch übersetzt", meinte Richter Bauer. "Darum hab ich die Dolmetscherin der Botschaft extra einfliegen lassen, um zu fragen, ob das stimmt", sagte der Vorsitzende.

"Bei Anrufen ging es nie um Gewalt"

Dass der als Killer beauftragte Georgier und ein weiterer Mann mit ihm über das Mordkomplott gesprochen haben, verneinte der Angeklagte. "Bei den Anrufen ging es nie um Gewalt. Es war nichts Verbrecherisches dabei." Er habe nur den Kontakt eines Freundes weitergegeben, um in der Geldangelegenheit zu vermitteln, "weil ich ein gutmütiger Mensch bin". "Ich habe einfach Leute zueinander gebracht, das ist meine einzige Schuld", erklärte der 38-Jährige.

Der Georgier, der bei der Verhandlung mit Haube und Sonnenbrille vermummt in einem Nebenraum vernommen wurde, konnte sich allerdings an die Treffen bzw. Telefonate mit dem Ukrainer nicht mehr "zu 100 Prozent" erinnern. Auch in der Beschreibung der Haarfarbe des dunkelhaarigen Beschuldigten tendierte er zunächst von "hell" über "dunkelblond" bis hin zu "Kastanie". "Ich habe meine Haare nie gefärbt", meinte dazu der Angeklagte.

Aussagen wie im Krimi-Roman

"Man hat uns gesagt, es gibt zwei Personen, die sich nicht richtig verhalten und bestraft werden müssen", sagte der Georgier. Daraufhin seien ihm und seinem Kriegskameraden die Fotos von den Unternehmern überreicht worden. Auf der Rückseite waren beim Wiener die Ziffer "1" und beim russischen Chef die Ziffer "2" gestanden, um die Reihenfolge der Bluttaten einzuhalten. Sie wurden angewiesen, dem Wiener "in das Kinn" und dem anderen in das Bein zu schießen.

Im Verlauf der Gespräche mit den Auftraggebern wurde jedoch das Attentat auf den russischen Geschäftsmann revidiert. Es sollte nur noch sein Auto in die Luft gesprengt werden, berichtete der Georgier.