Niederösterreich

Mordversuch aus Liebe! Null Tage Gefängnis für Mann

Unfassbares Finale eines menschlichen Dramas am Kremser Gericht: Aus purer Verzweiflung hatte ein Mann versucht, seine Frau und sich zu töten.

Der angeklagte Ehemann (90) vor Gericht in Krems
Der angeklagte Ehemann (90) vor Gericht in Krems
privat

Wegen Mordversuches musste ein 90-Jähriger aus dem Bezirk Waidhofen an der Thaya am Mittwoch am Landesgericht Krems auf die Anklagebank: Der Mann hat laut Anklage versucht, seine demente 88-jährige Ehefrau zu töten.

Der verzagte Senior hatte Tabletten auf sich und seine Ehefrau aufgeteilt. "Ich dachte diese Dosis wäre ausreichend, ich nehme sonst eine halbe Tablette und kann dann ganz gut schlafen", erklärte der Angeklagte vor Gericht. 

Keine Hilfe für Ehemann

Dann erklärte der sichtlich gezeichnete Mann die letzten, schweren Jahre: "Ich habe meine demenzkranke Frau die letzten acht Jahre gepflegt. Mit rund 80 Jahren hat sie nur noch vom Tod geredet. Ich habe mich mehrmals hilfesuchend und flehend an die Behörden gewandt, wurde jedoch nur vertröstet und auf die Warteliste gesetzt."

    Der angeklagte Senior
    Der angeklagte Senior
    privat

    Er wäre völlig auf sich allein gestellt gewesen, zuletzt habe die 88-Jährige kaum mehr reden können und war geistig völlig weg. Einzig die Nachbarn hätten ihm geholfen, als seine Gattin in einer Nacht stundenlang geschrien habe.

    Extra Waffen entsorgt

    Dass sie so nicht sterben wolle, wäre ihm immer klar gewesen. Die Waffen habe er zwar extra entsorgt, damit sich die 88-Jährige nichts antun könne. Schließlich fasste er den Entschluss, mit der Hilfe von Temesta seine Frau und in der Folge sich selbst zu erlösen.

    Nur das Paar fiel nur in eine Art komatösen Zustand, weil ab einer gewissen Dosis das Medikament zum Schutz der Anwender nicht mehr so stark wirke. Eine Mitarbeiterin der Volkshilfe fand das Paar schließlich, beide überlebten.

    "Ich liebte sie immer. Mir war immer klar, dass sie so nicht wegsterben will. Auch wenn sie nicht mehr reden konnte, ich wusste ganz genau, was sie von mir will und darum habe ich das gemacht", war der Senior inhaltlich voll geständig. 

    "Es bricht mir das Herz, dass ich meine geliebte Frau nicht mehr sehen darf" - so der angeklagte 90-Jährige über das Kontaktverbot.

    Auch das hohe Gericht sprach von einem Geständnis, welches einer Liebeserklärung gleicht. Dass sie jetzt im Heim ist und ich sie nicht mal sehen darf, bricht mir das Herz", so der 90-Jährige vor Gericht. Denn: Der Senior war zwar nie in U-Haft gewandert, erhielt aber ein Kontaktverbot. Selbst die Staatsanwältin sprach von außerordentlichen Milderungsgründen und zeigte Mitleid mit dem 90-Jährigen, meinte aber, dass juristisch und inhaltlich eben ein Mordversuch vorliege.

    Suizidgedanken? Hol' dir Hilfe, es gibt sie.

    Wenn Du unter Selbstmord-Gedanken oder Depressionen leidest, dann kontaktiere die Telefonseelsorge unter der Nummer 142
    täglich 0-24 Uhr

    Bedingte Haft für Mordversuch

    Somit fällte das Gericht ein wahrlich bemerkenswertes Urteil: Der 90-Jährige wurde wegen Mordversuches zu fünf Jahren Haft auf Bewährung verurteilt (nicht rechtskräftig) und muss nicht ins Gefängnis.

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