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Mordversuch in der Antarktis

Ein Wissenschafter der russischen Antarktis-Station Bellingshausen hat offenbar versucht, einen Kollegen zu erstechen.

Heute Redaktion
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Die russische Antarktis-Station Bellingshausen auf St. George Island
Die russische Antarktis-Station Bellingshausen auf St. George Island
Bild: imago stock & people

Verbrechen gibt es in der Antarktis, wo hauptsächlich Forscher und Pinguine wohnen, nicht. Daher überrascht es, dass gerade ein dermaßen schlimmes passiert ist. Forscher Sergej S. (54) hat laut russischen Medien auf der Station Bellingshausen seinem Kollegen Oleg B. (52) in der Kantine ein Messer in die Brust gerammt.

Sein Motiv ist unklar, die Agentur Interfax berichtet von "Spannungen auf engstem Raum" in dem abgelegenen Ort. Nur zwölf Menschen leben auf der Station, Opfer und Täter hatten sich ein Zimmer geteilt. Oleg B. wurde ins nächste Krankenhaus geflogen – nach Chile.

Sergej S. stellte sich sofort dem Leiter der Station, der ihn abholen ließ. Die Reise ins russische St. Petersburg, wo ihn die Polizei unter Hausarrest stellte, dauerte elf Tage. "Es ist schlimm, dass alles so passiert ist", sagte er noch zu Medien, bevor er abgeführt wurde. Auch rechnet er nicht damit, dass er wieder in der Station angestellt werde: "Wer braucht schon jemanden, der in der Antarktis mit einem Messer herumfuchtelt?"

In Bellingshausen, 1968 von der Sowjetunion errichtet, gibt es kaum Annehmlichkeiten. Der Internetempfang ist mangelhaft und es gibt nur einen einzigen TV-Kanal des russischen Staatsfernsehens.

Schwierige Bedingungen

Laut ehemaligen Forschern vor Ort gibt es aber eine Sache zu genüge: Wodka wird regelmäßig angeliefert und die Forscher destillieren auch ihren eigenen, wenn die Vorräte knapp werden. "Die Leute können bis zu einer Woche betrunken sein", berichtete Sergej Buschmanow, der von 2009 bis 2011 auf Bellingshausen stationiert war.

Laut russischen Medien haben die Wissenschafter wegen der extrem langen Polartage und -nächte oft mit Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen und Stimmungsschwankungen zu kämpfen. "Wenn die Stimmung angespannt ist, sind die Leute oft aufgewühlt, sie fühlen sich beklommen und schauen immer über ihre eigene Schulter", erzählte Sergej Nikiitkin, ein anderer Ex-Forscher.

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