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Italiens Justiz knöpft sich den Crash-Kapitän vor

Das Kreuzfahrtschiff MSC Opera krachte in Venedig in ein kleines Ausflugsschiff. Jetzt wird gegen den Kapitän ermittelt.

Heute Redaktion
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Das am Bug beschädigte Kreuzfahrtschiff MSC Opera.
Das am Bug beschädigte Kreuzfahrtschiff MSC Opera.
Bild: Reuters

Die Staatsanwaltschaft von Venedig hat Ermittlungen gegen den Kapitän und den Steuermann des Kreuzfahrtschiffes MSC Opera aufgenommen. Dieses war am Sonntag in der Lagunenstadt beim Anlegen plötzlich außer Kontrolle geraten und in ein Ausflugsschiff mit Touristen geprallt.

Offenbar hatte der Kapitän im Giudecca-Kanal bei der Anfahrt auf das Kreuzfahrt-Terminal Stazione Marittima die Kontrolle über die MSC Opera verloren. Das enorme Schiff war schräg auf die Pier am Kreuzfahrt-Terminal San Basilio zugefahren, wo das Touristenschiff River Countess lag. Der Kapitän der MSC Opera setzte beide Anker, um das Schiff abzubremsen.

Expertenteam untersucht

Der Kreuzfahrtriese war vor dem Unfall mit der ortsüblichen Geschwindigkeit von etwa 6,5 Knoten (12 Kilometer pro Stunde) unterwegs. Auch die in Venedig obligatorischen Schlepper an Bug und Heck der MSC Opera konnten den Unfall nicht verhindern. In den nächsten Tagen soll von der Staatsanwaltschaft ein Expertenteam eingesetzt werden, das die Sicherheitsvorkehrungen an Bord prüfen soll.

Die Ermittlungen, die von der Kreuzfahrtgesellschaft MSC Cruises bestätigt wurden, würden auch gegen andere Personen laufen, die nicht Mitarbeiter der Reederei sind. Die Staatsanwaltschaft beschlagnahmte die Blackbox sowie das Kontrollsystem des Steuers und der Motoren. Das Schiff wurde konfisziert und bleibt noch einige Tage in Venedig vor Anker. Die Passagiere erhielten ihr Geld zurück, die meisten flogen heim.

Zwei der vier beim Unfall verletzten Touristinnen bleiben vorerst im Krankenhaus. Eine 66-jährige Australierin erlitt ein Brust- und Rückentrauma. Eine 71-jährige Neuseeländerin muss an der Schulter operiert werden, berichteten lokale Medien. Eine US-Bürgerin und eine weitere Australierin, die ebenfalls verletzt wurden, konnten das Krankenhaus bereits wieder verlassen.

13 Kreuzfahrtschiffe rücken an

In Venedig herrscht jedenfalls Alarmstimmung: Am kommenden Wochenende sollen wieder 13 große Kreuzfahrtschiffe in der Lagunenstadt anlegen. Pro Schiff werden rund 2.500 bis 3.500 Passagiere aus- und einsteigen: Das sind 40.000 Menschen plus fast 10.000 Besatzungsmitglieder, rechnete die Tageszeitung „La Stampa" vor.

Regierung streitet

Die Regierungsparteien streiten. Innenminister Matteo Salvini von der rechtspopulistischen Lega knöpfte sich Infrastrukturminister Danilo Toninelli von der 5-Sterne-Bewegung vor. Er solle endlich das „Projekt für Venedig" umsetzen, dass große Schiffe in der Stadt verbiete. Toninelli konterte cool: „Ein solches Projekt gibt es nicht".

(red)