Alle 60 Sekunden landet das Äquivalent einer LKW-Ladung Plastik in den Weltmeeren. Wo der Abfall am Ende hinschwimmt und sich ansammelt, konnten Forschende bisher allerdings nicht sagen. Nun aber hat ein internationales Team mithilfe von Satelliten und fortschrittlichen Algorithmen eine umfassende Karte der Müllverschmutzung im Mittelmeer erstellt.
Dabei handelt es sich um ein Projekt von Meereswissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen der Uni Cádiz in Spanien zusammen mit der Europäischen Weltraumorganisation (ESA). Veröffentlicht wurde ihre Studie im Fachmagazin "Nature Communications".
Den Wissenschaftlern ist es gelungen, Streifen schwimmenden Mülls im Mittelmeer zu identifizieren und auf einer Karte darzustellen. Diese Formationen, auch "Pfade" genannt, können sich über mehrere Kilometer erstrecken. Sie entstehen durch das Zusammentreffen von Meeresströmungen und der Einwirkung von Wind auf die Meeresoberfläche.
Die Zahlen sind beängstigend: Die insgesamt 14.374 identifizierten Müllstreifen bedecken 94,5 Quadratkilometer der Meeresoberfläche. Das entspricht 7.500 Fußballfelder. Einige dieser Pfade erreichen eine Länge von 20 Kilometern.
Auf der Karte sind viele Müllstreifen an der Südküste Spaniens und der Küste Algeriens und Tunesiens zu erkennen. Ein massiver Pfad ist außerdem an der südlichen Küste der Türkei, wo sich die bekannten Ferienorte Antalya, Alanya und Side befinden, zu sehen.
Eine weitere Karte zeigt die Stellen, an denen sich Meeresmüll besonders ansammelt: an der italienischen Küste von Triest bis Venedig, im Süden des Landes zwischen Neapel und Kalabrien sowie an der Ostküste Griechenlands.
Für die Ausarbeitung der Karten wurden 300.000 Bilder untersucht, die alle drei Tage aufgenommen wurden. Die Bilder haben eine so hohe Auflösung, als seien sie aus zehn Meter Distanz aufgenommen worden. Mit einem speziellen in den Satelliten eingebauten Sensor könnte die Kapazität zur Erkennung von Müll im Meer um das Zwanzigfache steigern, heißt es in der Studie.
Dieser Sensor würde die Identifizierung schwimmender Objekte mit einer Größe von bis zu einem Meter ermöglichen. Damit könne nicht nur die Erkennung von Abfällen, sondern auch die Identifizierung von Containerverlusten auf Schiffen, Ölverschmutzungen sowie Such- und Rettungseinsätzen auf See erleichtert werden.