Wien

Mütter planen Mini-Teststraße für KiGa, Wien winkt ab

In den Schulen wird regelmäßig auf Corona getestet, in den KiGas ist das freiwillig. Das macht Eltern Sorgen, zwei Mütter suchen nun selbst Lösungen. 

Louis Kraft
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    Um die Sicherheit in den Wiener Kindergärten zu erhöhen und Sperren bei positiven Fällen zu vermeiden, organisierten Romana P. (33,l.) und Sandra S. (38,r.) aus Eigeninitiative mit einer Apotheke Testmöglichkeiten für die Kids.
    Um die Sicherheit in den Wiener Kindergärten zu erhöhen und Sperren bei positiven Fällen zu vermeiden, organisierten Romana P. (33,l.) und Sandra S. (38,r.) aus Eigeninitiative mit einer Apotheke Testmöglichkeiten für die Kids.
    Philipp Hutter

    "Für die Mitarbeiter ist der Kindergarten eine Hochrisikozone. Während in den Schulen regelmäßig auf Corona getestet und Maske getragen wird, gibt es diese Maßnahmen im Kindergarten nicht", sind Romana P. (33) und Sandra S. (38) verärgert.

    Ihre Kinder (Amelie,2 und Benjamin, 4 bzw. Elinor, 3 und Isabelle, 5) besuchen einen Städtischen Kindergarten in Wien-Landstraße. Seit dem Aufkommen der deutlich ansteckenderen Omikronvariante seien die Sperren in dem Kindergarten deutlich gestiegen. "Das ist für uns als berufstätige Eltern natürlich ein Problem", sind sich Romana und Sandra einig. Mit regelmäßigen Tests könnten Infektionen frühzeitig erkannt und Schließungen vermieden werden, sind sich die Mütter einig.

    "Da ist immer die Rede von den vulnerablen Gruppen. Das betrifft aber vor allem die Kinder unter fünf Jahren, die man noch nicht impfen kann. Da machen die Infektionen aber wenierg Sorgen, als die möglichen Langzeitfolgen, über die wir einfach zu wenig wissen, so Sandra.

    "Versuchen sie mal mit einem Einjährigen zu gurgeln"

    Für Unverständnis stößt bei den Mamas auch die Strategie der Stadt, in den Kindergärten auf die freiwillige Teilnahme an den Gratis-PCR-Tests von "Alles gurgelt" zu setzen. Doch das sei keine echte Lösung für Kinder unter vier Jahren. "Versuchen sie mal mit einem Einjährigen zu gurgeln. Entweder schlucken die Kinder die Lösung oder sie spucken sie gleich aus, weil sie komisch schmeckt", erzählt Sandra gegenüber "Heute". Auch die Plastiktrichter, die die Stadt seit kurzem bereitstellt, um Kleinkindern das Gurgeln zu erleichtern, änderten daran nichts. Zudem zweifelt sie, dass wirklich alle Eltern ihre Kinder zuhause testen lassen. 

    Engagierte Mütter organisieren "Mini-Teststraße" mit Apotheke

    Im vergangenen Sommer entwickelten Romana und Sandra daher selbst Ideen, wie man die Sicherheit in den Kindergärten erhöhen und die Gruppensperren oder Schließungen vermeiden konnte. "Wir haben uns an die Apotheke gewandt, die dem Kindergarten am nächsten liegen. Der Inhaber hat sich auch sofort bereit erklärt, mitzumachen", erzählt Sandra. 

    Gemeinsam entwickelten sie quasi eine "Mini-Teststraße" für den Kindergarten. "Zwei oder dreimal pro Woche wäre ein Mitarbeiter der Apotheke in den Kindergarten gekommen und hätte bei den Kindern Antigen-Tests per Rachenabstrich gemacht, auch das Kindergartenpersonal könnte so getestet werden. Wenn nötig, wären auch PCR-Tests möglich", skizziert Sandra den Ablauf. Ausgewertet sollten diese in der Apotheke, die die Ergebnisse an den Kindergarten rückmeldet.

    Höhere Testrate zur Vermeidung von Sperren

    Das Angebot sollte für alle rund 50 Kinder im Kindergarten auf freiwilliger Basis zur Verfügung stehen. Sandra ist sich sicher, dass die Testrate dadurch deutlich steigen würden, weil Abstrichtests einfach leichter durchzuführen wären. "Die Eltern und die Pädagogen in unserem Kindergarten war von der Idee hellauf begeistert", so die Wienerin.

    Im August wandten sich Romana und Sandra mit ihrer Idee an die zuständigen Stellen. "Wir haben den Wiener Gesundheitsstadtrat, die MA10 (Wiener Kindergärten, Anm.), die MA15 (Gesundheitsbehörde der Stadt Wien, Anm.) sowie das Bildungs- und Gesundheitsministerium angeschrieben", erzählt Sandra. Die Reaktionen waren überschaubar, eine Antwort erhielt sie jedoch zunächst von der MA15.

    MA10 findet "Gedanken gut", aber Politik "sieht keine Test in KiGas vor"

    "Die hatten prinzipiell nichts gegen die Idee, waren aber nicht zuständig und haben uns an die MA10 verwiesen", erinnert sich Sandra. Dort fand die Privatinitiative der Mütter ebenfalls Anklang: "Eine Ressortleiterin hat mich angerufen und gesagt, dass sie den Gedanken gut findet. Genehmigen könne sie das aber nicht, auch nicht als Einzelfall. Sie hat dann auf eine Ausrollung der Lollipop-Tests verwiesen und dass die Politik einfach keine Tests in den Kindergärten vorsieht", so Sandra.

    ÖVP Wien fordert flächendeckende Lollipop-Tests

    Auf "Heute"-Anfrage wollte das Büro des zuständigen Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) keine Stellungnahme dazu abgeben. Wohl aber die Familiensprecherin der ÖVP Wien, Gemeinderätin Silvia Janoch. Sie bezeichnet die fehlende Teststrategie der Stadt in den Kindergärten als "Farce" und kritisiert, dass Eltern zunehmend auf sich alleine gestellt seien und von der Stadt im Stich gelassen würden.

    "Was es jetzt wirklich braucht, sind flächendeckende PCR-Lollipoptests, die bereits in zahlreichen anderen Bundesländern zur Anwendung kommen. Dieses Projekt kommt seit Ewigkeiten in der Stadt nicht über die Pilotphase hinaus und Verantwortungen werden dabei lediglich hin und her geschoben", so Janoch.