Mütter protestieren gegen Hort-Schließung in Wien

"Mein Sohn geht, wie viele andere Kinder, in eine Volksschule der Stadt Wien, die mit September in eine offene Ganztagsschule umgewandelt werden soll", berichtet Katharina K. aus Wien-Favoriten. Im Hort wird derzeit eine Frühbetreuung ab 6.30 Uhr angeboten – und auch Betreuung in sämtlichen Ferien. Damit könnte jedoch bald Schluss sein. 

Keine Frühbetreuung

"Vor ein paar Wochen wurden wir so beiläufig informiert, dass alle Horte der Umgebung geschlossen werden weil sie laut MA10 'wirtschaftlich nicht mehr tragbar wären'". berichtet die Mutter eines 8-jährigen Buben. "Das Problem ist, dass es keine Frühbetreuung mehr gibt. Was machen Alleinerziehende dann?", fragt sich Katharina K. 

"Die Kinder sollen auch Nachmittags in den Unterricht geschickt werden, die Abholzeiten sind im Halbstundentakt festgelegt und eine flexible Abholzeit außerhalb dieser Abholzeiten wird nicht gestattet." Auch dagegen regt sich schon Widerstand.

Petition für Hortbetreuung

In den Ferien soll es statt im Hort künftig eine Betreuung im Rahmen der Summer City Camps geben. "Die wohl gemerkt viel zu wenig Plätze bieten und man sozusagen einen virtuellen Sesseltanz hinlegen muss, um für sein Kind einen Betreuungsplatz zu ergattern", so Katharina K. Vor allem für Alleinerziehende würde sich die Situation verschlechtern, meint Katharina K. Sie startete nun eine Online-Petition gegen die Hortschließung in Wien-Favoriten. Diese ist kein Einzelfall: "Fast alle Horte in ganz Wien sollen geschlossen werden, wurde uns erzählt." 

Von den über 200 Volksschulen in Wien wird an über 130 Einrichtungen eine Nachmittagsbetreuung angeboten. Der Hort ist ein Auslaufmodell, soll durch die Betreuung im Rahmen der offenen Ganztagsschule ersetzt werden. 

Immer weniger Plätze

Zahlen der Stadt Wien belegen den Rückgang bei den Hort-Plätzen. Gab es im Jahr 2020 noch 16.088 Betreuungsplätze in städtischen und privaten Hort-Einrichtungen, so waren es 2021 nur noch 15.555. Heuer im Jänner waren es noch 14.950 Plätze. "Prinzipiell schaffen wir pro Schuljahr rund zehn neue Ganztagsschulen", heißt es aus dem Büro des zuständigen Bildungsstadtrats Christoph Wiederkehr (Neos). Für das kommende Schuljahr gebe es noch keine fixe Zahl. "Wo halbtägige durch ganztägige Schulen ersetzt werden, wird natürlich auch der Betrieb eines Horts hinfällig", so ein Sprecher.

Neuregelung für Sommer geplant

"Dass es in der Sommerbetreuung platzmäßig Herausforderungen gibt, ist uns bekannt. Es wird für das kommende Jahr an einer entsprechenden Neuregelung gearbeitet. Dennoch sei hier nur erwähnt, dass Wien im Vergleich zu anderen Bundeshauptstädten und Ballungszentren eine überdurchschnittliche Quote an Sommerbetreuungsplätzen aufweist."

Frühbetreuung ist Schul-Sache

Die von den Müttern geforderte Frühnbetreuung müsse von der Schule selbstständig organisiert werden. "Was die Frühbetreuung betrifft, so können prinzipiell Schulen eine Frühaufsicht am Standort anbieten. Diese Möglichkeit muss lediglich (der Form halber) bei der Stadt Wien – Schulen (MA 56) beantragt werden", beruhigt der Sprecher. 

Die Schule erhalte damit die Möglichkeit Lehrer für eine Frühaufsicht einzuteilen. Die Pädagogen erhalten eine Aufwendung der Stadt Wien ausbezahlt. Die Einteilung erfolge auf freiwilliger Basis und in Rücksprache mit der Schulleitung. Katharina K. will trotzdem weiter für die Hortbetreuung kämpfen, hofft auf Unterstützer der Online-Petition.