Österreich

Müll und Fäkalien: Ärger über Camper am See

Heute Redaktion
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Wie bereits öfters in den letzten Jahren, waren wieder mal Camper zu Gast am Ratzersdorfer See. Einigen Bürgern stinkt's und das Verständnis von SP und FP könnte unterschiedlicher kaum sein.

Mit Symbolschildern wird beim Parkplatz am Ratzersdorfer See in St. Pölten auf ein Campingverbot hingewiesen (Anm.: außer jene Fläche, die gegen Entgelt zu benützen ist). "Dutzende Menschen campierten wieder wild einige Tage am Ratzersdorfer See, hinterließen Fäkalien und Müll. Das fahrende Volk scheint ein anderes Rechtsverständnis zu haben", erklärt Klaus Otzelberger (FP).

Der blaue Stadtrat wirft der Behörde und dem Bürgermeister folgendes vor: "Für die Müllbeseitigung und Reinigung hat dann der Steuerzahler aufzukommen. Würde die SP auch wegsehen, wenn dort Obdachlose oder Jugendliche wild campieren?" Otzelberger über den jetzigen Aufenthalt: "Ganze Ziegen wurden gegrillt. Somit wurde auch das Grillverbot missachtet. Man stelle sich vor, fünfzig Jugendliche grillen und hinterlassen dort ihren Müll und Fäkalien. Ganz schnell wäre die Polizei vor Ort."

Das sagt Stadler und Magistrat

Bürgermeister Matthias Stadler (SP) kommentiert die Causa kurz und knapp: "Die FP will europäisches Recht nicht akzeptieren, dann soll sie sich an den Innenminister wenden."

Magistratssprecher Martin Koutny ergänzt: "Der Aufenthalt des fahrenden Volkes (Sinti und Roma) ist uns bekannt. Die Verwaltung ist für diese Minderheiten um eine rechtlich und menschlich korrekte Lösung bemüht. Sobald das fahrende Volk auftaucht, werden Müllcontainer aufgestellt und wenn irgendwie möglich eine entsprechende Gebühr eingehoben. Die Wagenkolonne nimmt nicht jedes Jahr den gleichen Platz in der Stadt in Anspruch. Eine Landeshauptstadt, die sich als Kulturhauptstadt Europas bewirbt, braucht Weltoffenheit und Weitblick und nicht Engstirnigkeit und Vorurteile. Die Situation mit dem Aufenthalt von Roma und Sinti ist in den meisten Städten sehr ähnlich. Vermutlich fahren sie im Herbst auch wieder durch."

"Sonderstellung"

Ein Rathaus-Insider ergänzt noch: "Natürlich ist es schwierig und ja, diese Leute haben eine Sonderstellung. Jetzt ernsthaft: Die Gebühren können wir, wenn überhaupt, nur vor Ort eintreiben. Denn kaum taucht einer vom Magistrat auf, heißt es: Der Mann, der das ganze Geld hat, kommt erst morgen wieder. Und Strafen? Ja, sie haben teure Autos und Luxuswohnwägen, aber keine Wohnsitze. Vertreiben wir sie von St. Pölten, tauchen sie in Krems, Tulln, oder sonst wo auf. Und wo sollen wir Strafen hinschicken?"

Bereits seit gut zehn Jahren kritisiert Klaus Otzelberger das Wild-Camping und Grillen des fahrenden Volkes: "Und nein, in anderen Städten wird es nicht immer hingenommen. Und nein, es ist nicht europäisches Recht. Ich schau mir an, wenn sie vor der SP-Zentrale oder am Rathausplatz campieren, ob dann auch alles OK ist." (Lie)