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Musicaldebüt: Happel drillt Töchter ab 10.9. in "Gyp...

Heute Redaktion
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Von der liebenden Mutter bis zum Monster – bei "Mama Rose" alias Maria Happel ist alles drinnen! In "Gypsy" wagt der Burg-Star erstmals den Sprung auf die Musicalbühne. Das Interview:

Was tun, wenn die eigenen Träume einer großen Bühnenkarriere längst zerplatzt sind? Eh klar, dann müssen die Töchter ran. Das Stück von Jule Styne ("Blondinen bevorzugt") erzählt die wahre Geschichte der Schauspielerin Rose Louise Hovick (1914 –1970), die als Burlesque-Lady "Gypsy" für Furore sorgte. Im Mittelpunkt der Story steht allerdings ihre Mutter.

Tragische Hauptfigur mit einer Dosis Humor

Mama Rose drängt ihre Kinder mit Leidenschaft ins Rampenlicht, immer im Glauben, das Beste zu wollen und zu tun. Eine tragische Hauptfigur, die Maria Happel zum Saisonauftakt an der Volksoper mit einer ordentlichen Dosis Humor verkörpert. Für die Bühnen-Diva ist trotz etlicher Berührungen mit dem Musiktheater ("Die Weberischen" etc.) die allererste Musicalrolle. Die, von der sie bereits mit 16 träumte. Wir haben mit Happel über Eislaufmütter, Drill und Liebe gesprochen.

„Heute": Musiktheater begleitet Sie seit vielen Jahren, den Sprung auf die Musicalbühne wagen Sie aber erst jetzt. Wie kam's?

Happel: Es hat mich vorher halt noch keiner gefragt. Mit 16 war es wirklich mein Ziel, Musicalstar zu werden.

„Heute": Tanzen, singen – wie intensiv ist ihr Einsatz?

Happel: Ich wollte Musical, ich habe Musical bekommen. Seit Wochen bin am Schritte zählen, das ist richtig Arbeit und erfordert unglaubliche Präzision. Da ist ja ein ganzes Orchester vom richtigen Einsatz abhängig. Ich kann nicht verstehen, warum Musical oft als leichtes Fach abgetan wird.

„Heute": Der größte Zauber der Musicalbühne, der dem Sprechtheater nicht innewohnt

Happel: Das Orchester, das ist so wahnsinnig stark und breitet den Darstellern einen Teppich aus. So etwas habe ich noch nie erlebt.

„Heute": Der Grat zwischen Fordern und Überfordern ist sehr schmal. Wo ist die Grenze?

Happel: Wenn man sich den Wochenplan von manchen Kindern anschaut, da kommen Manager ja gar nicht mehr mit. Chinesisch statt Spielen, da gibt es natürlich auch einen großen gesellschaftlichen Druck. Aber, andererseits ist auch nichts falsch daran, wenn eine arbeitende Mutter, die ihr Kind erst abends holen kann, sich dazu entscheidet, dass es diese Zeit sinnvoll verbringen soll. Es bleibt immer die Frage: Mag mein Kind das, macht das Sinn?

„Heute": Sie haben selber zwei Töchter. Kennen Sie die Problematik aus eigener Erfahrung?

Happel: Ich bin im Moment sehr sensibilisiert für das Thema der Rose und achte genau auf mich und meine Töchter. Manchmal denke ich, zwischen Rose und mir liegen Lichtjahre und dann erschrecke, wenn ich mich ihr plötzlich nah fühle. Das große Thema, das sich hinter dem Drill versteckt, ist aber das Loslassen. Rose hält ihre Töchter klein, lässt sie nicht aus. Das finde ich viel trauriger, als den übertriebenen Ehrgeiz.

„Heute": Der Charakter von Mutter Rose gilt als sehr komplex. Was sind seine Facetten?

Happel: Da ist alles dabei, von der liebenden Frau bis zum Monster.

„Heute": Ist diese Mutter nicht die Mütter aller Eislaufmütter?



Happel: Nein, ich denke nicht. Sie rennt zwar ihren eigenen Träumen nach, will aber alles richtig machen. Sie sieht sich nicht als eine, die ihre Töchter ausbeutet.

„Heute": Wie viel Humor darf bei aller Tragik mitmischen?

Happel: Der kommt nicht zu kurz. Meine Rose ist humorvoll und hat einen gesunden Blick auf die Welt – bis ihr das Leben halt die Holzscheiter vor die Füße wirft.

„Heute": Kann ein Mutter, die ihr Kind dazu drillt, ihr eigenes verhindertes Leben zu führen, eine gute Mutter sein?

Happel: Als Mutter spürt man, ob etwas Zwang ist, oder ob das Kind nur ein bisschen Druck braucht. Das kann man so pauschal einfach nicht sagen. Wie oft hört man Sätze wie „Ach hätte meine Mutter mich damals doch zum Klavierspielen überredet". Oder: „Warum hat mich meine Mutter nur immer zum Klavierspielen gezwungen." Hätte, hätte –Zahlenkette. Liebe und Strenge sind bei der Erziehung das Wichtigste, und beides im richtigen Maß.