Österreich

Musikuni-Kantine wird zur "Vollpension"

Ein Konzept mit Herz im Herzen von Wien: Das Generationencafè 'Vollpension' eröffnete einen neuen Standort in der Musikuniversität der Stadt Wien.

Heute Redaktion
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Hilde Bilek (77) ist eine Oma vom Dienst, sozusagen eine OvD. Sie arbeitet seit circa vier Jahren für die Vollpension in Wieden (Schleifmühlgasse 16) und schult derzeit Valentino Tomazetich (59) ein. Nach dem Tod ihres Mannes fühlte sie sich ziemlich alleine. Es war ihre Enkelin, die sie an der Hand nahm und in die Vollpension führte. „Ich habe etwas für dich", sagte sie. Als sie das Lokal kennen und lieben lernte, in welchem Menschen ab 60 plus backen und im Service gemeinsam mit jungen Menschen arbeiten, war sie begeistert. Oma Hilde war früher selbst Wirtin. Sie führte ein Gasthaus in Penzing und das mit Leidenschaft: „Dadurch kenne ich mich gut aus in der Gastronomie und das taugt mir bis heute!"

Yuppies und Oldies arbeiten gemeinsam im Generationencafè

Oma Hilde, wie sie sich selbst nennt, ist Mitarbeiterin und Fan zugleich: "Nie habe ich erlebt, dass Jung und Alt so gut zusammenarbeiten kann, wie hier", erzählt sie. Die Idee der Vollpension, die vor vier Jahren aus einem Pop-Up entstanden ist, war es von Anfang an Generationen zu verbinden einen Austausch zwischen Yuppies und Oldies zu ermöglichen. Seit rund einer Woche hat die zweite Filiale geöffnet, in der ehemaligen Kantine

der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien (MUK).

Zahlreiche Bewerbungen zeigen, dass viele Pensionisten mehr tun wollen

Gleich 350 Bewerbungen flatterten per Mail, per Post oder auch über Telefon den Gründern ins Haus. Mitbegründerin Julia Krenmayr (31) erklärt, dass bei der Auswahl des Personals auch die sozialen Umstände beachtet wurden. Sind die Senioren etwas alleine und wie viel Geld steht ihnen zur Verfügung? Das waren einige Kriterien, wie die Omas und Opas der Vollpension ausgewählt wurde. Die Senioren arbeiten meistens ein- bis zweimal die Woche (5 bis 10 Stunden) und erhalten so einen Zuverdienst von 200 bis 400 Euro zur Pension. Insgesamt gibt es am neuen Standort 15 junge Kollegen, die dafür sorgen, dass es den Gästen gut geht. Neben den selbstgebackenen Kuchen (pro Stück 3,90 €) gibt es auch Frühstück und Mittagsmenüs, wie bei der Oma. Die gute alte, traditionelle österreichische Küche überzeugt. Neben Butterbrot, und anderen Snacks gibt es den Tagesteller (9.90 €) - von Reisfleisch bis Schnitzel - alles was das österreichische Herz begehrt.

Valentino (59): "Einsamkeit macht krank"

Für die neue Filiale mitten in der privaten Musikuniversität, unweit von der Kärntner Straße (Johannesgasse 4a) schult Oma Hilde gerade Valentino Tomazetich (59) ein. Auch er weiß, dass die Einsamkeit oft die größte Herausforderung beim Altern ist. Der ursprünglich aus der Finanzbranche kommende angehende Vollpensions-Opa weiß, dass auch durch die vermehrten Single-Haushalte, viele Menschen ihren Lebensabend alleine verbringen müssen. "Es ist ein Problem, wenn man alleine ist und damit schlecht zurecht kommen kann. Viele Krankheiten entstehen auch aus dem Allein sein. Dieses Projekt ist ein Schritt in die richtige Richtung."

Die Sozialunternehmer hinter der Vollpension Hannah Lux, Julia Krenmayr und Moriz Piffl freuen sich mit der 2. Vollpension auf viele Gäste. Das mit viel Liebe, Charme und Flohmarktaccessoires eingerichtete Lokal lädt zusätzlich zur offiziellen Eröffnungsfeier am 25.10, ab 19 Uhr.

Vollpension in der MUK, Johannesgasse 4a, 1010 Wien

Offnungszeiten:

Mo.-Fr. 08:00-20:00 Uhr

Sa., So. und Feiertag: 09:00-19:00 Uhr