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Muslimische Superheldin bekommt eigene Comicserie

Heute Redaktion
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Der US-Comicverlag Marvel steht für Iron Man, Spider-Man oder Wolverine. Doch der jüngste Charakter aus dem US-Comicverlag Marvel ist ein bisschen näher an der Realität. Ms. Marvel (gesprochen "Miss Marvel") ist das Alter Ego der 16-jährigen Kamala Khan aus New Jersey. Die junge Frau ist Muslimin und bekommt es nicht nur mit Bösewichten, sondern etwa auch mit einem erzkonservativen Bruder zu tun.

Der US-Comicverlag Marvel steht für Iron Man, Spider-Man oder Wolverine. Doch der jüngste Charakter aus dem US-Comicverlag Marvel ist ein bisschen näher an der Realität. Ms. Marvel (gesprochen "Miss Marvel") ist das Alter Ego der 16-jährigen Kamala Khan aus New Jersey. Die junge Frau ist Muslimin und bekommt es nicht nur mit Bösewichten, sondern etwa auch mit einem erzkonservativen Bruder zu tun.

Der Bruder der pakistanisch-amerikanischstämmigen Frau hält wenig von deren Bestrebungen, Tradition und Moderne zu vereinen, und leistet entschieden Widerstand. Und die überfürsorgliche Mutter ist von der Sorge getrieben, ihre Tochter könnte einen jungen Mann kennenlernen und schwanger werden. Nicht fehlen dürfen auch die unzähligen Schwierigkeiten, mit denen Muslime in den USA von heute konfrontiert sind. Einem Land also, in dem Islamfeindlichkeit nicht eben selten ist.

Kamala Khan verfüge in gewissem Sinne über zwei Identitäten, noch bevor sie sich ihr Superhelden-Kostüm überstreife, sagt G. Willow Wilson, der die neue Ms. Marvel mitentwickelt hat. "Wie viele Migranten-Kinder fühlt sie sich zerrissen zwischen zwei Welten: der Familie, die sie liebt und gleichzeitig in den Wahnsinn treibt, und ihren Freunden, die nicht wirklich ihr Familienleben verstehen."

Offizielles Debüt Anfang Februar

Es sei kurz erwähnt, dass zwar die Figur der Kamala Khan neu ist, nicht aber die der Ms. Marvel. Den Charakter verwendete Marvel Comics bereits in den vergangenen Jahrzehnten - damals noch sehr blond und in sehr knappem Outfit. Über die Einzelheiten der neuen Figur hüllt sich der Verlag voerst noch in Schweigen. Schließlich soll die junge Heldin ihr offizielles Debüt erst Anfang Februar geben. Doch einige Entwürfe sowie die Titelseite des ersten Heftes wurden bereits veröffentlicht.

Zu sehen ist darauf der schlanke Oberkörper einer Frau, von deren Gesicht nur der untere Teil bis zur Nasenspitze erkennbar ist. Sie trägt ein schwarzes T-Shirt mit einem stilisierten S, während sie unter dem linken Arm einen Stoß mit Schulbüchern hält. Die rechte Hand hat Ms. Marvel zu einer Faust geballt. Um den Hals trägt sie ein buntes Tuch, über das ihre offenen, braunen Haare fallen. Laut Wilson spiegle dies die Tatsache wieder, dass viele muslimische Amerikanerinnen kein Kopftuch trügen.

Aufmerksam verfolgt wird der Start der neuen Superheldin auch vom "Rat Amerikanisch-Islamischer Beziehungen" (CAIR). "Wir haben immer zu positiven Darstellungen von muslimischen Charakteren in der Populärkultur ermutigt, aber es ist schwierig, irgendeinen zu benennen", sagt CAIR-Sprecher Ibrahim Hooper.

"Warum so spärlich angezogen?"

In Bezug auf Ms. Marvel sei die bisherige Resonanz in der muslimischen Gemeinde ermutigend, sagt Hooper. "Die einzige Kritik, die geäußert wurde, lautete: 'Warum ist sie so spärlich angezogen? Es wäre gut, wenn sie einen Hijab tragen würde'." Seiner Ansicht nach breche der Charakter gleich eine doppelte Lanze für mehr Toleranz gegenüber der muslimisch-amerikanischen Gemeinde. "Es hilft, dass es sich um ein Mädchen handelt", meint Hooper. "Denn der Islam wird unfairerweise als voreingenommen gegenüber Frauen dargestellt."

Im ersten Band erfahren die Leser, wie Kamala Khan ihre Superkräfte entdeckt und der Truppe um den von ihr so vergötterten Captain Marvel beitritt. Einen ersten Eindruck der neuen Figur am Superhelden-Himmel konnten Fans beim Blick auf das jüngste Captain-Marvel-Heft bekommen. Da wurde sie sehr züchtig mit roten Strumpfhosen, blauer Tunika und ebensolchen Stiefeln gezeigt. Am auffälligsten war noch ihre gewaltige Faust. Ansonsten kein bisschen nackte Haut, selbst das vermutlich hübsche Gesicht war maskiert. Nur ihr Haar, das durfte frei über ihre Schultern fallen.