Wirtschaft

Muss Familie Schlecker jetzt ins Gefängnis?

Der Prozess des ehemaligen Besitzers Anton Schlecker geht dem Ende zu. Noch ist kein Urteil gefällt, mehrere Jahre Gefängnis sind jedoch denkbar.

Heute Redaktion
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Stuttgarter Landesgericht: Der Bankrottprozess gegen Anton Schlecker steht kurz vor der Entscheidung. Am Montag wird das Urteil gegen den ehemaligen Drogeriemarktbesitzer und seine Kinder vermutlich feststehen.

Wie lange Schlecker bereits über den drohenden Bankrott der Firma wusste, könnte darüber entscheiden ob die Familie ins Gefängnis muss. Der Staatsanwalt fordert jedenfalls eine Gefängnisstrafe für Anton Schlecker und seine Kinder Meike und Lars. Die Vorwürfe gegen die Kinder: Insolvenzverschleppung, Untreue und Bankrott.

Für drei Jahre lange soll der Vater in Haft. Die Strafen für seine Kinder fallen nicht viel geringer aus. Die Tochter soll zwei Jahre und acht Monate absitzen und der Sohn zwei Jahre und zehn Monate.

25.000 Arbeitslose

Bereits im Fühling 2012 hatte Schlecker die Insolvenz in Deutschland angemeldet. 25.000 Mitarbeiter verloren ihre Arbeitsstellen. Laut Staatsanwaltschaft wusste der Besitzer jedoch schon viel früher von dem drohenden Bankrott.

Denn bereits 2009 ging der Umsatz entscheidend zurück und das Unternehmen war nicht mehr liquide. Im Folgejahr müsste Schlecker die drohende Insolvenz spätestens gemerkt haben. Der Angeklagte versichert jedoch bis kurz vor der Insolvenz an sein Unternehmen geglaubt zu haben. Er wisse erst Mitte 2011 wie schlecht es seinem Unternehmen ging.

Zu hohe Bezahlung an seine Kinder

Wann der Besitzer tatsächlich von der miesen Lage des Unternehmens wusste, ist ausschlaggebend für die höhe der Strafe. In den Jahren vor der Insolvenz zahlte Schlecker, laut Staatsanwaltschaft, viel zu hohe Stundensätze an das Tochterunternehmen LDG. Denn das Logistikunternehmen gehörte den Kindern Meike und Lars. Die Höhe der Zahlungen sieht die Anklage deshalb als Geldgeschenke an die Kinder.

Die Kinder werden zudem angeklagt, weil der Vater Ihnen kurz vor der Insolvenz Grundstücke im Wert von sieben Mio. .Euro übertrug. Dadurch, dass sie sich den Kaufpreis der Grundstücke aus dem Vermögen ihres Unternehmens geholt hatten, wurde auch die Logistikfirma in den Bankrott getrieben. Erst in Vergleich zahlten die Kinder das Geld an den Insolvenzverwalter zurück.

Anton Schlecker haftete auch mit seinem Privatvermögen und habe sein gesamtes Hab und Gut verloren. Vier Mio. Euro zahlten seine Frau und Kinder jedoch erst vor kurzem an den Insolvenzverwalter.

Weiterer Prozess in Österreich

Das Insolvenzverfahren nimmt jedoch mit Montag noch nicht sein Ende. Bald muss sich die Familie auch in Linz vor Gericht verantworten. Denn ein Masseverwalter des ebenfalls insolventen Nachfolgeunternehmens dayli fordert 20 Mio. Euro Schadenersatz von Frau Schlecker und ihren Kindern.

Denn sie sollen als Aufsichtsratsmitglieder der österreichischen Schlecker Gesellschaft Zahlungen, die über den Gewinn hinausgehen und somit gesetzwidrig waren, genehmigt haben. 174 Mio. Euro sollen so in Form eines Darlehens zwischen 2008 und 2011 an Schlecker gezahlt worden sein. (cs)