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Mutige Archäologen graben trotz IS-Bedrohung

Heute Redaktion
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Der Krieg nimmt selten Rücksicht auf die Wissenschaft und noch seltener auf Kulturschätze. Ein Team furchtloser Archäologen aus Italien und der Türkei lassen sich nicht einschüchtern und erforschen die antike Stadt Karkemisch. Nur wenige Meter entfernt liegt die syrische Stadt Jerablus, ein Stützpunkt der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS).

Der Krieg nimmt selten Rücksicht auf die Wissenschaft und noch seltener auf Kulturschätze. Ein Team furchtloser Archäologen aus Italien und der Türkei lassen sich nicht einschüchtern und erforschen die antike Stadt Karkemisch. Nur wenige Meter entfernt liegt die syrische Stadt Jerablus, ein Stützpunkt der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS).

Karkemisch ist eine der ältesten Städte der Menschheitsgeschichte, die Besiedlung des günstig gelegenen Ortes am Euphrat in der heutigen Türkei reicht bis in die Jungsteinzeit zurück. Sie war ein wichtiger Stützpunkt mehrer antiker Reiche u.a. der Hethiter und Assyrer. Die Ruinenstadt ist dadurch ein wahrer Schatz für Archäologen.

Doch Karkemisch liegt gefährlich. Nur wenige Meter weiter, jenseits der Grenze, liegt die syrische Stadt Jerablus. Sie ist der Hand der grausamen Terrormiliz "Islamischer Staat". Die schwarze IS-Flagge ist von Karkemisch aus mit bloßem Auge erkennbar.

Archäologen wollen nicht weichen

Doch trotz der Bedrohung wollen die Forscher in Karkemisch bleiben. Zu wichtig ist ihre Arbeit, zu wertvoll die Kulturschätze, die noch in der Erde schlummern. Eine türkische Militärbasis unweit der Grabungsstätte ist derzeit noch Abschreckung genug für die Fundamentalisten.

Die größte Gefahr für die Ausgrabungsstätte ist die Möglichkeit, dass sich die Kämpfe in die Nähe der Grenze verlagern. Karkemisch liegt in Geschützreichweite der Islamisten, die bereits mehrere (auch islamische) historische Gebäude in Syrien und im Irak mutwillig zerstört haben.

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Die Geschichte und Bedeutung von Karkemisch

. Im Altertum beherrschte Karkemisch eine wichtige Furt durch den Euphrat, was seine Bedeutung für die Hethiter bei der Kontrolle Syriens erklärt. Die Stätte war seit neolithischer Zeit bewohnt, wie Scherben von ca. 3000 v. Chr. und Gräber von ca. 2300 v. Chr. dokumentieren.

Die Stadt wird auch in Dokumenten der Ebla-Archive aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. erwähnt. Nach einer babylonischen Urkunde gab es schon um 1720 v.Chr. Könige von Karkemisch. Der Hethiterkönig Hattuili I. (um 1640–1620) kämpfte vergeblich um die Stadt.

Sollte auf dem hohen Burghügel ein Palast oder wie im nordwestsyrischen Tell Ain Dara ein Tempel gestanden haben, so wurde er bereits in römischer Zeit abgetragen. Südlich unterhalb der ehemaligen Zitadelle umschloss eine runde Mauer den inneren Stadtbereich und eine zweite Umfassungsmauer eine wesentlich größere Außensiedlung, deren Ost-Westausdehnung über 600 Meter betrug.

Geteilte Stadt

Die heutige Landesgrenze verläuft quer durch die ehemalige Stadt. Zur Türkei gehören der Burghügel und die wesentlichen Gebäudereste unmittelbar südlich, während der größte Teil der Unterstadt auf syrischem Gebiet liegt. Die Gebäudereste der Innenstadt sind weniger bedeutend als die dort ausgegrabenen Skulpturen. Von den Bauwerken wurden ein Tempel mit Treppenaufgang, zwei große Torbauten und ein Hilani-Haustyp identifiziert.

Erwähnung in der Bibel

717 v. Chr. kam die Stadt unter Sargon II. zu Assyrien. Im Sommer von 605 v. Chr. (oder nach manchen Quellen 607 v. Chr.) wurde in Karkemisch eine Schlacht zwischen der babylonischen Armee von Nebukadnezar II. und der ägyptischen Armee von Necho II. geschlagen (Schlacht bei Karkemisch). Diese Schlacht wird in der Bibel in Jer. 46,2 erwähnt.

Necho wollte eine weitere Ausbreitung des babylonischen Reichs nach Westen verhindern und den Handelsweg über den Euphrat unterbrechen. Die Ägypter wurden jedoch durch einen unerwarteten Angriff der Babylonier besiegt und mussten Syrien später vollständig aufgeben.

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