Teuerung brutal

Mutter hat kein Essen für Baby – "Geld ist nicht genug"

Eine Alleinerzieherin hat nicht mehr genug Geld für zwei: Wie viele Wiener ist sie auf Lebensmittel-Hilfen angewiesen, weil "alles so teuer ist."

Christian Tomsits

Die Inflation trifft alle – doch es gibt Menschen, denen ihr Geld mittlerweile nicht mal mehr für das Nötigste reicht: Organisationen, wie das Rote Kreuz retten von Supermärkten entsorgte Lebensmittel und beschenken jede Woche Bedürftige. "Heute" durfte einer der Essensausgaben beiwohnen und konnte Schicksale aus erster Hand erfahren.

Das Geld ist nicht genug, weil wir jetzt zu zweit sind
Alleinerzieherin
in Karenz

Karenzgeld reicht nicht mehr zum Einkaufen

"Ich bin alleinerziehende Mutter in Karenz und bekomme 1.300 Euro", erzählt Heidi P. (37) im "Heute"-Talk. Ihre tapfere Tochter in der Trage ist gerade einmal 10 Monate alt. Die 37-Jährige stammt aus der Dominikanischen Republik, kam vor acht Jahren nach Österreich und arbeitete als Kellnerin. "Jetzt ist das Geld aber nicht mehr genug, weil wir zwei sind", bemerkte sie seit ihrer Karenz. Durch Freunde erfuhr sie vom Angebot der Lebensmittelhilfe von Team Österreich Tafel. Sie ist zum ersten Mal da.

Wienerin Heidi (37) holte sich für ihre Tochter Lebensmittel vom Roten Kreuz ab und ist dafür dankbar.
Wienerin Heidi (37) holte sich für ihre Tochter Lebensmittel vom Roten Kreuz ab und ist dafür dankbar.
Dominik Koran

Teuerung brachte Anstieg an Bedürftigen

Die Kunden sind stark durchmischt, erklärt die langjährige Leiterin der Zweigstelle im dritten Bezirk, Sabine Binder. Die diplomierte Pflegefachkraft arbeitet – wie alle vor Ort – ehrenamtlich in ihrer Freizeit. "Der Zusammenhalt ist groß. In der Corona-Zeit hatten wir einen starken Anstieg. Jetzt durch die Teuerung sind wir in wieder auf diesem hohen Niveau."

Pro Samstag würden zwischen 170 und 200 Personen mit Nahrungsmitteln für die ganze Woche versorgt werden. Neben einigen Studenten und Flüchtlingen stehen vor allem Väter und Mütter von Großfamilien, aber auch viele ältere Menschen mit Mindestpension an.

Zumeist sind es Menschen, die nicht so einfach so mehr arbeiten können, um mehr Geld zu haben, wie es der Kanzler einst empfahl: "Ich habe Probleme mit der Bandscheibe, einen Fersensporn und eine Versteifung in der Hüfte", erklärt die 54-jährige Claudia, die auf die Hilfe angewiesen ist. Zum McDonalds geht sie so gut wie nie. "Kinder sollten schon was Gesundes essen", findet sie außerdem.

Mutter mit behindertem Kind kann nicht mehr arbeiten

"Heute" sprach auch mit einer Mutter von vier Kindern. Einer ihrer Söhne ist behindert und hat Pflegestufe Fünf. "Ich kann nicht nebenher arbeiten und leider ist mein Mann aktuell arbeitslos", klagt sie. Ihr 14-jähriger Sohn, der ihr beim Heimtragen der vollen Säcke hilft, trainiert schon im Fitnessstudio und brauche daher momentan besonders viel Essen. "Und alles ist sehr teuer", so die Mutter.

Menschen fühlen sich von Politik ignoriert

Die Menschen warten geduldig auf die gut-organisierte Ausgabe und sind froh über das Angebot. Von der Politik fühlen sie sich jedoch im Stich gelassen. Die Mäci-Tipps des Kanzlers haben da auch noch Öl ins Feuer gegossen. "Ich finde das Gesagte nicht klug von ihm", formuliert es der 20-jährige Student Ahmed im Interview zurückhaltend. Die Realität sei eben oft anders.

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