Österreich

Mutter schwer krank, Tochter bekommt keine Pflegekarenz

Weil ihre Mutter schwer erkrankte, musste Manuela ihr Gasthaus schließen. Doch weil die Kärntnerin selbstständig war, erhält sie keine Pflegekarenz.

Christine Ziechert
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Manuela Fritz pflegt ihre schwer kranke Mutter, ist akut armutsgefährdet.
Manuela Fritz pflegt ihre schwer kranke Mutter, ist akut armutsgefährdet.
ORF

Im Vorjahr erkrankte die Mutter von Manuela Fritz an amyotropher Lateralsklerose (ALS) ALS, einer unheilbaren und schweren Erkrankung des Nervensystems. Die Kärntnerin musste ihr Kulturgasthaus in Völkermarkt schließen, um sie pflegen zu können. Doch weil sie selbstständig war, bekommt sie keine Pflegekarenz. Fritz ist damit akut armutsgefährdet, berichtet "kaernten.orf.at".

Seit vergangenem Dezember lebt Fritz bei ihrer Mutter und pflegt sie rund um die Uhr: "Die Mama hat leider ALS und das hat zur Folge, dass sie nicht mehr sprechen und nicht mehr schlucken kann und seit Dezember künstlich ernährt wird. Sie bekommt aber ganz genau mit, dass sie schrittweise gelähmt wird, das Hirn registriert das alles", so Fritz zum ORF Kärnten.

"Für mich war sofort klar, dass Rick in meine Familie kommt. Aber es ist jeder Tag eine Herausforderung" - Manuela Fritz

Zusätzlich kümmert sich die Mutter von vier erwachsenen Kindern um ihren Neffen Rick (6), seine Mutter leidet an einer psychischen Erkrankung. Rick lebte jahrelang bei der Großmutter, bis diese ebenfalls erkrankte: "Für mich war sofort klar, dass Rick in meine Familie kommt. Aber es ist jeder Tag eine Herausforderung", meint Fritz.

Fritz kümmert sich um ihren Neffen Rick (6).
Fritz kümmert sich um ihren Neffen Rick (6).
ORF

Neben der Pflege ist vor allem die finanzielle Situation eine Herausforderung: Aufgrund der Pandemie hatte Fritz Altlasten, die das Gasthaus betrafen. Vier Monate nach der Schließung stand die Kärntnerin völlig mittellos da: "Frau Fritz wurde nicht oder schlecht beraten. Obwohl sie ihre Mutter pflegt, hat sie keine Sozialversicherung, kein Einkommen und niemand hat hinterfragt, wie sie das finanziell schaffen kann", kritisiert Brigitte Messner, Sozialbetreuerin beim Roten Kreuz.

Fritz suchte bei der Bezirkshauptmannschaft Völkermarkt um finanzielle Unterstützung für die Betreuung von Rick und die Pflege ihrer Mutter an – doch sie blitzte mehrfach ab. Für Rick gebe es nur die Familienbeihilfe und für die Pflege der Mutter gar nichts, hieß es seitens der BH.

Fritz steht Pflegegeld für Neffen zu

Der ORF fragte bei der Kinder- und Jugendhilfe des Landes nach – demnach steht Fritz als Obsorgeberechtigte ein Pflegebeitrag für Rick zu: "Entscheidend für die Höhe des Beitrages ist aber, ob Ricks leibliche Mutter unterhaltspflichtig ist. Das wird derzeit von der Bezirkshauptmannschaft Völkermarkt erhoben. Jedenfalls wird Frau Fritz für Rick diesen Pflegebeitrag rückwirkend ab 12. Jänner 2022 bekommen."

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    Da Fritz selbstständig war, fällt sie um die Pflegekarenz: "Hätte sie einen Arbeitslosenbezug oder wäre sie Arbeitnehmerin, gäbe es die Möglichkeit der Pflegekarenz, in ihrem Fall sogar eventuell die der Familienhospizkarenz, wo man bis zu sechs Monate die Sterbebegleitung für einen nahen Angehörigen übernehmen kann. Das wäre eine Auszeit von der Arbeit und man könnte Pflegekarenz in Anspruch nehmen und hat auch eine Kranken- und Pensionsversicherung", so Pflegeanwältin Bettina Irrasch zum ORF. Doch als selbstständige Wirtin sei Fritz ein Sonderfall.

    "Ich habe mit den lokalen Hilfsorganisationen Kontakt aufgenommen und alle haben ad hoc Hilfszahlungen für die Familie Fritz zugesagt" - Bürgermeister von Lakounigg

    Nun bleibt Fritz nur noch die Sozialhilfe, die sie bei der Bezirkshauptmannschaft beantragte: "Ein entsprechender Antrag auf Sozialhilfe wurde gestellt. Sobald die Berechnung abgeschlossen ist, ergeht eine endgültige Entscheidung", heißt es von dort. Zusätzlich kümmerte sich der Bürgermeister von Völkermarkt, Markus Lakounigg, um Soforthilfe: "Ich habe mit den lokalen Hilfsorganisationen Kontakt aufgenommen und alle haben ad hoc Hilfszahlungen für die Familie Fritz zugesagt", so der Ortschef zum ORF. Auch Licht ins Dunkel, Kärntner in Not, das Sozialreferat des Landes, die Volkshilfe und Hilfe im eigenen Land beteiligen sich an der Hilfsaktion. 

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