Österreich

Mutter töte Töchter: Einweisung in Anstalt

Heute Redaktion
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Jene vierfache Mutter, die im September 2013 in Ottakring ihre sechs bzw. neun Jahre alten Töchter erdrosselt und sich dann aus dem Fenster gestürzt hatte, wird in eine Anstalt eingewiesen. Das rechtskräftige Urteil erging am Donnerstag am Straflandesgericht. Ihre beiden anderen Kinder wachsen in Ägypten auf, ihr Ehemann küsste die nach dem Suizidversuch behinderte Frau bei der Verhandlung trotz ihrer Tat auf die Wangen.

Jene vierfache Mutter, die im September 2013 in Ottakring ihre und sich dann aus dem Fenster gestürzt hatte, wird in eine Anstalt eingewiesen. Das rechtskräftige Urteil erging am Donnerstag am Straflandesgericht. Ihre beiden anderen Kinder wachsen in Ägypten auf, ihr Ehemann küsste die nach dem Suizidversuch behinderte Frau bei der Verhandlung trotz ihrer Tat auf die Wangen.

Die 39-Jährige, die sich nach dem Selbstmordversuch nicht mehr alleine fortbewegen kann, wurde auf einem Rollator sitzend in den Gerichtssaal gebracht. Mit einem Kapuzenpulli und einer tief gebeugten Kopfhaltung versuchte sie ihr Gesicht vor den anwesenden Fotografen und Fernsehkameras zu verbergen.

Laut einem psychiatrischen Gutachten leidet die Angeklagte an einer "anhaltenden wahnhaften Störung", war damit zum Tatzeitpunkt zurechnungsunfähig und nicht schuldfähig. Die Frau dürfte einen erweiterten Selbstmord im Sinn gehabt haben - nachdem sie ihren Töchtern das Leben genommen hatte, schnitt sie sich die Pulsadern auf und stürzte sich aus dem vierten Stock.

Psychiater: Nicht böse, sondern krank

"Sie ist nicht böse. Diese Frau ist krank. Diese Erkrankung ist Grund für die Tat, wegen der wir hier sitzen", stellte Gerichtspsychiater Karl Dantendorfer fest. Die 39-Jährige habe unter dem Einfluss einer "anhaltenden wahnhaften Störung" gehandelt. Sie sei zum Tatzeitpunkt nicht zurechnungsfähig gewesen, weshalb ein Schuldausschließungsgrund vorliege. Die Staatsanwaltschaft hatte die Frau daher nicht als Doppelmörderin angeklagt, sondern ihre Unterbringung in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher beantragt.

Die 39-Jährige stammt aus Ägypten. Nach der Scheidung von ihrem ersten Mann lernte sie einen Landsmann kennen, der in Wien als Taxifahrer arbeitete. Mit diesem zog sie im Jahr 2000 nach Österreich und brachte in weiterer Folge vier Kinder - drei Töchter und einen Sohn - zur Welt.

Zwei überlebende Kinder wachsen in Ägypten auf

Der 44-jährige Ehemann hält sich weiter in Wien auf. Die zwölfjährige Tochter und der neun Jahre alte Sohn wachsen jedoch bei Verwandten in Ägypten auf. Der Ehemann befand sich bei der Urteilsverkündung im Verhandlungssaal. Als seine Frau von Justizwachebeamten aus dem Saal gebracht wurde ging er zu ihr hin und küsste sie auf beide Wangen.

Der Bub litt unter einer schweren Krankheit, deren Ursache sich geraume Zeit nicht feststellen ließ. Trotz mehrerer Operationen besserte sich der Zustand des Kindes nicht. Erst im August 2013 diagnostizierten Ärzte Morbus Addison, eine Erkrankung der Nebennierenrinde.

Mutter fühlte sich wegen Erberkrankung des Sohnes schuldig

Bei Internet-Recherchen fand die Mutter heraus, dass es sich dabei um eine genetisch bedingte Krankheit handelt, die ausschließlich von Frauen an die nächste Generation weitergegeben wird, wobei sie nur bei Männern ausbricht. Laut psychiatrischem Gutachten steigerte sich die Mutter binnen weniger Wochen in einen "Schuldwahn" hinein, für die gravierende Erkrankung ihres Sohnes verantwortlich zu sein. "Aus ihrer Sicht war es besser, ich sterbe und nehme die Kinder, die die Krankheit weitergeben können, mit", sagte der Sachverständige Dantendorfer.

Nachdem die sechsköpfige Familie gefrühstückt hatte, begab sich der Vater mit dem Sohn zu einem Kontrolltermin ins SMZ Ost. Die älteste, zwölf Jahre alte Tochter bettelte, mitkommen zu dürfen - das dürfte ihr vermutlich das Leben gerettet haben. Denn nachdem die drei die Wohnung verlassen hatten, erdrosselte die Mutter ihre neun und sechs Jahren alten Töchter, wobei die Ältere eine Zwillingsschwester des Buben war. Als Tatwerkzeuge dienten ihr laut Anklagebehörde ein Schal bzw. das Kabel eines Bügeleisens.

Danach schnitt sie sich die Pulsadern auf und stürzte sich aus dem Fenster. Wie durch ein Wunder überlebte sie den aus einer Höhe von elf Metern erfolgten Sturz auf einen asphaltierten Gehweg mit massiven Kopf- und Schädelverletzungen, Serienrippenbrüchen, einem zertrümmerten Becken, einer zerrissenen Leber und Lunge. Sie erwachte wieder Erwarten aus dem Koma.

Abschiedsbrief: "Bin verschmutzt-besudelt"

Dass es sich um einen erweiterten Selbstmord gehandelt haben dürfte, ging aus einem in arabischer Sprache verfassten Abschiedsbrief hervor, der am Tatort sichergestellt werden konnte: "Ich habe mich umgebracht, weil ich es nicht ertrage anzusehen, dass meine Kinder ihr ganzes Leben belastet und traurig sind. Ich wusste nicht, dass ich die Krankheit in mir trage. Ich habe mich umgebracht, weil ich verschmutzt-besudelt bin und den größten Fehler begangen habe, weil ich nicht wusste... Hätte ich gewusst, hätte ich nicht geheiratet und hätte nicht gebärt", ist in dem Brief zu lesen.

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