Österreich

Mutter wütend: "Warte seit Monaten auf Karenzgeld!"

Angelika M. ist sauer auf die Wiener Gebietskrankenkasse. Seit fast vier Monaten erhält sie kein Kinderbetreuungsgeld.

Heute Redaktion
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Viele Mütter sind finanziell vom Kinderbetreuungsgeld abhängig.
Viele Mütter sind finanziell vom Kinderbetreuungsgeld abhängig.
Bild: iStock/Symbolbild

Seit 1. März gilt das von ÖVP-Familienministerin Sophie Karmasin entworfene neue Gesetz zum Bezug des Kinderbetreuungsgeldes. Das neue Gesetz sieht dabei mehr und flexiblere Bezugs-Varianten als früher vor. Die Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) dürfte mit dem Vollzug des neuen Gesetzes allerdings derzeit offenbar überfordert sein. So beklagte Karmasin vor kurzem "massive Rückstände" bei der Bearbeitung der Anträge und spricht von 8.000 bis 10.000 Fällen.

Auch Angelika M. (Name von der Redaktion geändert) ist eine Betroffene. Söhnchen Adam kam am 14. März zur Welt. Bereits Ende März wollte sich die 39-Jährige das Antrags-Formular für das Kinderbetreuungsgeld bei der WGKK holen: "Dort sagte man mir, dass sie das Formular noch gar nicht erhalten haben und auch nicht wissen, wie es aussieht", erzählt die Controllerin.

"Habe durch Zufall erfahren, dass ich nicht versichert bin"

Schließlich entschied sich die Wienerin wenige Wochen nach der Geburt, den Antrag online abzugeben: "Nachdem ich acht Wochen nach der Antragsstellung noch nichts von der Krankenkasse gehört hatte, fragte ich nach. Am Telefon erklärte mir eine Sachbearbeiterin, dass die einkommensabhängige Variante bei mir nicht möglich sei. Also habe ich erneut einen Antrag für die Pauschal-Variante gestellt."

Wieder vergingen Wochen, doch Angelika M. erhielt noch immer keine Benachrichtigung von der WGKK: "Als ich wieder anrief, sagte man mir, dass der Antrag noch in Bearbeitung sei, und es noch mindestens eine Woche dauert. Das ist eine Frechheit! Seit fast vier Monaten bekomme ich jetzt schon kein Kinderbetreuungsgeld. Durch Zufall habe ich beim Arzt auch noch erfahren, dass ich seit Monaten nicht versichert bin. Zum Glück ist Adam bei seinem Vater mitversichert", ist die 39-Jährige wütend.

Viele Frauen finanziell vom Karenzgeld abhängig

M. sollte den Höchstsatz bei der Pauschal-Variante beziehen, das sind rund 1.000 Euro monatlich: "Bei der Krankenkasse haben sie gemeint, ich soll das Geld inzwischen auslegen. Zum Glück habe ich einen finanziellen Puffer. Viele Frauen sind finanziell aber sehr wohl vom Kinderbetreuungsgeld abhängig . Eine Bekannte von mir musste sogar wieder zu arbeiten anfangen, weil sie sonst nicht ihre Kosten abdecken kann."

WGKK gibt Fehler zu

Auf "Heute"-Nachfrage gibt WGKK-Verwaltungsdirektorin Karin Zoufal einen Fehler im Fall von Angelika M. zu: "Frau M. hat Ende Mai den 2. Antrag eingebracht. Wir haben nachträglich Unterlagen eingefordert. Frau M. hat diese auch geschickt. Allerdings sind diese in der normalen Post untergegangen. Das Ganze ist uns sehr unangenehm, die Nachzahlung ist bereits erfolgt."

Zoufal gibt zudem einen allgemeinen Bearbeitungsrückstand (vor allem beim Rücklauf von Poststücken) zu, die von Karmasin behaupteten 8.000 bis 10.000 Fälle weist sie allerdings strikt zurück: "Das stimmt sicher nicht. Mit Eingangsdatum August gibt es derzeit rund 700 offene Neuanträge, die noch nicht bearbeitet wurden." Bei wie vielen Anträgen, die seit März gestellt wurden, es Rückstände gibt, kann Zoufal nicht beantworten, verspricht aber: "Wir werden die vom Familienministerium geforderten zusätzlichen 20 Mitarbeiter aufnehmen und in den nächsten Tagen und Wochen alle offenen Angelegenheiten erledigen."

Täglich (werktags) langen etwa 100 bis 150 Anträge auf Kinderbetreuungsgeld bei der WGKK ein, rund 40 Mitarbeiter sind im Bereich "Kinderbetreuungsgeld" tätig.