In den USA leben 3,2 Millionen Klimaflüchtlinge. "Helene" und "Milton" werden die Lage noch verschlimmern. Bilder aus Florida, wo innerhalb weniger Wochen zwei Mega-Stürme Schneisen der Zerstörung hinterließen, veranlassen die Amerikaner im ganzen Land zum Nachdenken.
"Wird Florida in den nächsten Jahren völlig unbewohnbar oder zerstört sein?", fragte sich eine Reddit-Nutzerin, Wissenschaftsautor Dave Levitan veröffentlichte einen Essay mit dem Titel "Irgendwann geht man nicht mehr zurück".
Für alle Menschen, die sich fragen: "Warum leben sie noch immer dort?", bietet ein Bericht des Datenanalysten "First Street" Antworten: Die Amerikaner sind sich den Klima-Risiken bewusst und migrieren seit vielen Jahren als Reaktion auf die Auswirkungen.
„Es gibt Bereiche, in denen wir uns Wendepunkten nähern und größere Migrationsbewegungen erleben werden.“Jeremy PorterDatenanalyse-Anbieter "First Street"
Der Haken: Die große Mehrheit dieser Umzüge erfolgte innerhalb der Stadt, etwa in höher gelegene Gegenden am anderen Ende der Stadt oder in die Nachbarstadt, wo es aufgrund der besseren Infrastruktur möglicherweise nicht so oft zu Überschwemmungen kommt.
Da die Bedrohung jedoch zugenommen hat, würden viele Teile Floridas einen "Wendepunkt" erreichen. Das ist der Punkt, an dem es nicht mehr ausreicht, ein paar Häuserblocks bergauf zu ziehen. Viele Bewohner würden demnach die Gegend dauerhaft verlassen.
"Ich glaube, dass es Bereiche gibt, in denen wir uns Wendepunkten nähern und größere Migrationsbewegungen erleben werden", sagt Jeremy Porter, Leiter der Forschung zu Klimaauswirkungen bei First Street.
"In Florida ist die Tatsache, dass Häuser länger auf dem Markt sind und die Verkaufspreise niedriger sind als die Listenpreise, ein Anzeichen für sinkende Nachfrage und Bevölkerungsabwanderung", sagte Porter zur Zeitung "USA Today".
Die schwierigen Märkte im gesamten Bundesstaat könnten darauf zurückzuführen sein, eine leistbare Gebäudeversicherung zu erhalten: In Gebieten wie Jacksonville und Cape Coral sind die Prämien seit 2019 um 80 Prozent gestiegen. Schäden allein durch "Milton": umgerechnet 45 Milliarden Euro.
Doch wie die "First Street"-Daten zeigen, sei Florida nicht der einzige Ort, der von Klimaflüchtlingen verlassen werde. 7,4 Prozent aller Wohngegenden der USA hätten lokale "Kipppunkte" überschritten und verzeichnen demnach Bevölkerungsrückgänge.
Diese "Klima-Verlassenheitsgebiete" hätten von 2000 bis 2020 einen "Nettoverlust" von 3,2 Millionen Menschen erlitten, der direkt auf Überschwemmungen zurückzuführen ist, sagen die Forscher.
In den kommenden Jahrzehnten würden demnach voraussichtlich noch weitere Millionen Menschen folgen und ihre Heimat verlassen, heißt es.