Welt

Nach Papst-Kritik: Wird Vaterunser nun geändert?

Heute Redaktion
Teilen
Papst Franziskus
Papst Franziskus
Bild: picturedesk.com

Papst Franziskus hat die deutsche Übersetzung des Vaterunser kritisiert. Er stört sich am Vers „Und führe uns nicht in Versuchung". Nun droht eine Textes-Änderung.

Wenn die Österreicher zu Weihnachten in die Kirche gehen, werden sie wieder das gemeinsame Vaterunser beten. Seit einigen Wochen läuft eine Debatte in der katholischen Kirche, ob das Gebet, einer der bekanntesten Texte aller Zeiten, nicht geändert werden müsste, um modernen Ansichten besser zu entsprechen.

Der Streit entzündet sich an der Bitte "Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen". Kritiker finden, in der Formulierung werde ein negatives Gottesbild vermittelt. Es werde impliziert, dass Gott auch ganz anders könnte. Dass er die Menschen auch aktiv in Versuchung führen würde, wenn ihm danach wäre. Warum aber sollte er, der das Gute schlechthin ist, so etwas tun?

Jetzt hat sich der Papst in die Diskussion eingeschalten, obwohl es eigentlich nicht zu seinen Agenden gehört, über Jahrhunderte bewährte liturgische Texte zu bezweifeln. "Und führe uns nicht in Versuchung", wie es etwa in der deutschen und auch in der italienischen Version des Vaterunser heißt, sei „keine gute Übersetzung", sagte der Papst in einem Interview mit dem italienischen Sender TV2000. „Lass mich nicht in Versuchung geraten" wäre besser, so Franziskus. „Ich bin es, der fällt, aber es ist nicht er, der mich in Versuchung geraten lässt." Ein Vater mache so etwas nicht. „Ein Vater hilft, sofort wieder aufzustehen. Wer dich in Versuchung führt, ist Satan."

Damit folgt der Papst den Bischöfen in Frankreich, die erst kürzlich die französische Übersetzung genau in diesem Sinne überarbeitet haben.

Die deutsche Bischofskonferenz, die eine Reform mittragen müsste, ist bei dem Thema im Moment noch überfragt: Man nehme zu dem Thema derzeit nicht Stellung, hieß es am Freitag. Bis Klarheit über ihr wichtigstes Gebet herrscht, werden sich die Christen also erst noch einmal in der Gelassenheit üben müssen, die schon das Vaterunser empfiehlt: „Dein Wille geschehe".

(red)