Österreich

Nach Pflegeskandal: Pilz fordert Meldestelle

Nach den Missbrauchs-Fällen in einem Pflegeheim in Kirchstetten (NÖ) fordert die Wiener Patientenanwältin eine eigene Meldestelle.

Heute Redaktion
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Patientenanwältin Sigrid Pilz will eine Anlaufstelle, bei der Mitarbeiter anonym Missstände melden können.
Patientenanwältin Sigrid Pilz will eine Anlaufstelle, bei der Mitarbeiter anonym Missstände melden können.
Bild: Helmut Graf

Das Bekanntwerden dieser Vorfälle erschütterte das ganze Land. Vergangene Woche wurden Missbrauchs-Fälle in einem Pflegeheim in Kirchstetten (Niederösterreich) aufgedeckt. Danach wurde auch klar: Zwei verdächtige Pfleger wurden in einer Wiener Einrichtung angestellt.

Anonym Missstände melden

Jetzt schaltet sich Patientenanwältin Sigrid Pilz ein. Sie fordert eine eigene Meldestelle, bei der Mitarbeiter anonym Missstände melden können. Außerdem forderte Pilz in einem Gespräch mit der APA eine systematische Qualitätssicherung: "Das eine ist die Rechtssituation. Das andere ist die Frage der internen Kommunikation – also ob es gewünscht und gefördert wird, dass jemand Missstände oder Auffälligkeiten beobachtet und diese auch kommunizieren kann oder ob er dann als "Vernaderer" hingestellt wird", so Pilz.

Externe Teams sollen Beschwerden prüfen

Die Patientenanwältin fordert "eine zentrale Stelle, an die man sich wenden kann, zu der sich Leute trauen hinzugehen, ohne das Gefühl zu haben, beim Salzamt zu sein". Es müsse verschiedene Kriterien für die einzelnen Häuser geben. "Wenn es Auffälligkeiten gibt – also etwa höhere Zahlen beim Einsatz von Psychopharmaka, bei Freiheitsbeschränkungen, bei Spitalseinweisungen oder Beschwerden von Bewohnern oder Angehörigen –, sollte man wie im Spitalsbereich Peer Reviews einleiten. Das heißt: Externe Teams der gleichen Berufsgruppe schauen sich die Abläufe an", so Pilz.

Mit Verweis auf den aktuellen Fall sagte Pilz, hermetische Verhältnisse seien "immer schlecht". Und: "Man sollte Teams durchmischen und wechseln."

Pilz: Berufsverbot bei schweren Verdachtslagen

Dass die verdächtigen Pfleger später zusammen in einem Wiener Pflegeheim eingesetzt werden, macht Pilz betroffen: "Der Umstand, dass man diese zwei Leute, von denen man wusste, dass etwas nicht stimmt, gemeinsam den Nachtdienst verrichten lässt, nimmt einem die Luft." Bei schweren Vorwürfen fordert die Patientenanwältin ein vorübergehendes Berufsverbot. (gem)