Prozess in Wien

Nach Streit auf Insta – Attacke mit Pistole und Taser

Jugendliche attackierten eine gegnerische Gang in Simmering. Auslöser war ein harmloser Streit auf Instagram. Vor Gericht gab es eine Überraschung.

Nach Streit auf Insta – Attacke mit Pistole und Taser
Die beiden Angeklagten mit Verteidiger Florian Kreiner (r.) vor Gericht.
Denise Auer

Eine blutige Attacke mit Taser und Schlagring in Wien-Simmering hatte nun ein Nachspiel vor Gericht. Angeklagt waren zwei Tschetschenen (20, 14 Jahre) – sie könnten ungleicher nicht sein. Der Erstangeklagte (20) ist eine imposante Erscheinung, rund 1,90 Meter groß und über 100 Kilo schwer. Der zweitangeklagte 14-Jährige ist das Gegenteil davon, spielt eher in der Kategorie "Fliegengewicht". Er saß verschreckt neben seinem riesigen Kumpel im Saal. "Ich war nur dabei, habe alles aus der Ferne gesehen", stammelte der 14-Jährige. "Ich bin unschuldig!"

Beim Fußballspielen überrascht

Der harmlose Eindruck soll laut Anklage aber täuschen, das brachte ihn Mittwoch (22.5.) auf die Anklagebank. Alles begann mit einem Streit des 14-Jährigen mit einem flüchtigen Bekannten auf Instagram. Um die Meinungsverschiedenheiten zu klären, wurde ein Treffen für vereinbart. Doch schon vier Tage zuvor liefen sich die Streithähne mit ihren Gangs beim Fußballspielen im Hyblerpark (Wien-Simmering) über den Weg.

Chat-Kontrolle

Die Angeklagten und ihre Begleiter umstellten angeblich die späteren Opfer, forderten einen Jugendlichen auf, sein Handy vorzuzeigen. Sie wollten seinen Chatverlauf kontrollieren, um festzustellen, ob er derjenige war, der mit dem 14-Jährigen gestritten hatte.

"Wo ist der nächste Araber?"

Der Erstangeklagte legte seinen Arm um den Burschen, forderte ihn und seine Freunde auf in eine Seitengasse mitzukommen. Dort wurde es blutig. Der 20-Jährige soll einen Kontrahenten mit einem Schlagring attackiert haben, ein weiteres Opfer streckte er angeblich mit Faustschlägen nieder. "Wo ist der nächste Araber?", schrie er die Jugendlichen laut Anklage an. Der Zweitangeklagte soll die beiden schwer verletzten Opfer noch zusätzlich mit einem Elektroschocker attackiert haben. Wie durch ein Wunder gelang den beiden die Flucht, ein dritter Jugendlicher hatte nicht soviel Glück und blieb zurück.

Schuss mit Pistole neben Kopf

Der 14-Jährige soll dann seinem Kumpel eine Schreckschusspistole in die Hand gedrückt haben, der damit einen Schuss neben dem Kopf des Jugendlichen abgab. Dann schlug er angeblich mehrfach mit dem Griff auf den Kopf des Opfers ein. Begleiter des 20-Jährigen traten auf den Verletzten ein. Nach einem Tritt in das Gesicht verlor das Opfer das Bewusstsein.

"Ich schlage so fest zu"

"Ich bekenne mich schuldig, Schlagring hatte ich aber keinen", so der 20-jährige Tschetschene – gut gebrieft von Top-Verteidiger Florian Kreiner – vor Gericht. Warum das schwer verletzte Opfer das dennoch behauptet: "Vielleicht weil ich so fest zuschlage."

Angeklagte gingen heim

Der junge Mann erlitt laut Arztbrief des AKH ein leichtes Schädel-Hirn-Trauma, eine Schussverletzung an der Kopfseite, ein Hämatom am linken Ohr, Hautabschürfungen und Prellungen. Auch die anderen Opfer wurden schwer verletzt.

Am Nachmittag gab es im Gerichtssaal eine Überraschung: das Urteil für den 20-Jährigen: 18 Monate teilbedingt, Freispruch für den 14-Jährigen. Beide konnten nach Hause gehen, sehr zur Erleichterung der besorgten Mamas im Gerichtssaal – bereits rechtskräftig.

Auf den Punkt gebracht

  • Zwei Tschetschenen wurden in Wien-Simmering angeklagt, nachdem sie eine blutige Attacke mit Taser und Schlagring verübt hatten
  • Der 20-jährige Angeklagte wurde zu 18 Monaten teilbedingter Haft verurteilt, während der 14-jährige Angeklagte freigesprochen wurde
  • Die Opfer erlitten schwere Verletzungen, darunter ein leichtes Schädel-Hirn-Trauma und eine Schussverletzung an der Kopfseite
pet, ct
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