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Nach Trumps Auszug braucht Weißes Haus Grundreinigung

Zurzeit arbeitet der gewählte US-Präsident Joe Biden im Homeoffice. Sobald er aber im Amt ist, wird er auf persönliche Treffen angewiesen sein.

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Der scheidende US-Präsident Donald Trump.
Der scheidende US-Präsident Donald Trump.
SAUL LOEB / AFP / picturedesk.com

Drei Straßen vom Weißen Haus entfernt sind für mehr als 500 Mitarbeiter des gewählten Präsidenten Büros reserviert. Die meisten stehen jedoch leer. Stattdessen wurden Laptops verschickt, damit die Mitglieder des Teams von Joe Biden von zu Hause aus arbeiten können. Auch Biden selbst ist noch nicht in Washington sondern daheim in Delaware – umgeben von wenigen engen Vertrauten. Die Vorbereitungen auf die Präsidentschaft laufen überwiegend per Zoom.

Nach der Amtsübernahme im Jänner wird Biden auf kommerzielle Videokonferenz-Dienste verzichten müssen – allein schon wegen möglicher Sicherheitslücken. Auch sonst steht ihm und seinen Mitarbeitern eine radikale Umstellung bevor: Inmitten einer noch immer nicht unter Kontrolle gebrachten Pandemie werden sie ein Gebäude übernehmen, in dem kurze Wege und direkte Kontakte normalerweise eine enorm wichtige Rolle spielen.

Bislang hat Bidens Team nur wenig Erfahrung mit Büro-Alltag unter Corona. Mitte März wurden fast alle Wahlkampf-Aktivitäten ins Internet verlagert. Die damalige Zentrale in Philadelphia wurde geräumt, die Mitarbeiter gingen zurück zu ihren Familien in Washington, New York oder anderswo. Auch jetzt in der Übergangsphase wird fast alles online abgewickelt. Nur am Wahlabend hatten sich einige enge Berater auch physisch versammelt und – mit Masken und unter Wahrung von Abstandsregeln – in den Tagungsräumen eines Hotels die Hochrechnungen verfolgt.

Physischer Dienstantritt am 20. Jänner

Zu den wenigen Gelegenheiten, bei denen die mehr als 9.000 Quadratmeter Bürofläche des Biden-Teams in Washington genutzt werden, zählen die streng vertraulichen täglichen Briefings der designierten Vize-Präsidentin Kamala Harris. In bestimmten Fällen wäre Telearbeit zwar auch nach der Machtübergabe denkbar. Ob die Regierungsarbeit auf diese Art effizient erledigt werden könnte, ist jedoch fraglich.

Die meisten Mitarbeiter Bidens werden am 20. Jänner also auch physisch zum Dienst antreten müssen. Und dafür muss nun zunächst einmal ein umfassendes Sicherheitskonzept erstellt werden. Denn die Vorgehensweise unter Donald Trump dient bestenfalls als abschreckendes Beispiel: Trotz häufiger Tests kam es im Weißen Haus seit der Infektion des Amtsinhabers im Oktober zu mindestens zwei weiteren Ausbrüchen. Neben der Familie des Präsidenten steckten sich Dutzende weitere Personen mit dem Coronavirus an, unter anderem Trumps Stabschefs, der Stabschef seines Vizes, die Pressesprecherin und Trumps Wahlkampfchef.

Grund für diese weitreichende Ausbreitung, deren vollständiges Ausmaß gar nicht öffentlich bekannt ist, dürfte auch Trumps Skepsis gegenüber strengen Schutzmaßnahmen sein. Während des Wahlkampfs ließ er Massenveranstaltungen organisieren, erlaubte regelmäßiges Reisen und setzte auch im eigenen Umfeld nicht auf das Tragen von Gesichtsmasken. Das Biden-Team dagegen zeigt sich bemüht, den Empfehlungen der Wissenschaft zu folgen – also Masken zu nutzen, bei Veranstaltungen Abstand zu halten und regelmäßig zu testen.

"Vollständiger Luftaustausch"

Derweil gelten auch für den eigentlichen Umzug diesmal andere Regeln als sonst. Sobald Trump ausgezogen ist, soll der West Wing einmal komplett von oben bis unten gereinigt werden. Experten betonen aber, dass auch darüber hinaus Maßnahmen ergriffen werden müssten, um eine mögliche Übertragung des Virus auf die neuen Bewohner zu vermeiden.

Zum einen gelte es, alle Oberflächen gründlich zu putzen, insbesondere an Stellen wie Türklinken, die oft berührt würden, sagt Dr. Abraar Karan vom Brigham and Women’s Hospital und der Harvard Medical School. Zum anderen müsse sichergestellt werden, dass es nicht zu einer Übertragung über Aerosole kommen könne. Es sei daher wichtig, dass es "zwischen der Reinigung und dem Einzug der neuen Präsidentenfamilie" einen "vollständigen Luftaustausch" gebe.

Normalerweise werde der Wechsel im Weißen Haus in fünf oder sechs Stunden über die Bühne gebracht, sagt Kate Andersen Brower, Autorin des Buches "The Residence: Inside the Private World of the White House". Aus Sicherheitsgründen kämen dabei die Personen zum Einsatz, die ohnehin im Gebäude beschäftigt seien – von den Technikern bis zum Küchenteam. "In der Vergangenheit gab es buchstäblich einen Umzugswagen am South-Lawn-Eingang und einen am Nordeingang."

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