Österreich

Nach Zugunglück: Sind Lokführer überfordert?

Heute Redaktion
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Als Ursache für den tragischen Zug-Crash am Montag in Niklasdorf wird ein Fehler eines Lokführers vermutet. Der ÖGB springt nun für die Mitarbeiter in die Bresche.

Montagmittag ereignete sich im obersteirischen Niklasdorf ein schlimmes Zugunglück, bei dem eine Frau getötet und 28 Personen zum Teil schwer verletzt wurden, "heute.at" berichtete ausführlich.

Ein Fernverkehrszug und ein Regionalzug sind an einer Weiche seitlich kollidiert. Der EuroCity, der von Graz nach Saarbrücken unterwegs war, wurde regelrecht aufgeschlitzt. In der Regel werden solche sogenannte Flankenkollisionen durch falsch gestellte Weichen, irrtümlich freigegebene Signale oder das Ignorieren von Freigabesignalen verursacht.

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Einige Medien berichten nun, auch wenn die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen zur Unfallursache noch nicht abgeschlossen hat, dass im Fall des Zugunglücks von Niklasdorf menschliches Versagen die Ursache war. Demnach soll der Lokführer des CityJets den Zug trotz fehlender Freigabe in Bewegung gesetzt haben. Er hätte allerdings den Fernverkehrszug abwarten sollen. An einer Weiche hat der CityJet schließlich den EuroCity – beide Züge wurden übrigens von Österreichern geführt – gerammt.

Lokführer sind mit Zusatztätigkeiten überfrachtet

Die Gewerkschaft der Zugführer wirft im Zuge der Debatte um die Unfallursache nun ein, dass Lokführer überfordert seien und fordert deshalb eine Evaluierung der Tätigkeiten. "Die Anzahl von Signalüberfahrungen steigen europaweit an. Grund dafür ist die permanente Überfrachtung von Lokführern mit Zusatzarbeiten", nimmt Gewerkschaft vida-Vorsitzender Roman Hebenstreit zum Eisenbahnunglück in Niklasdorf Stellung.

"Die Leistungskapazität jedes Menschen ist begrenzt. Vor allem in Arbeitsbereichen in denen es um die Sicherheit geht, in denen die gesamte Aufmerksamkeit keine Sekunde durch etwas anderes beeinträchtigt werden darf, dürfen Menschen nicht mit Zusatztätigkeiten überlastet werden", betont Hebenstreit weiter.

Es sei eine Frechheit, nun über menschliches Versagen zu sprechen, wenn damit ein Lokführer gemeint ist, der lediglich seine Aufgaben erledigt und im Grunde nicht für mehr, als das Führen der Lok verantwortlich sein sollte. Gerhard Tauchner, Vorsitzender der Lokführerplattform in der vida, fordert eine sofortige Evaluierung des Lokführerarbeitsplatzes und die Schaffung eines zeitgemäßen Berufsbilds. "Die physische und psychische Belastung wurde mit steigendem Kostendruck und zunehmender Digitalisierung immer höher." Auch, dass der Lokführerberuf nicht als Schwerarbeit eingestuft wird und in der Folge bis 65 Jahre ausgeübt werden muss, ist für Tauchner unerklärlich.

Bahnstrecke weiter unterbrochen

Nach dem Unglück sind auch an der Bahnstrecke erhebliche Schäden entstanden. Die Südbahnstrecke zwischen Bruck an der Mur und Leoben ist deshalb nach wie vor unterbrochen. Zumindest für den Fernverkehr könnte sie am Mittwochabend ab 19.30 Uhr wieder freigegeben werden. Für den Regionalverkehr dürfte der Schienenersatzverkehr voraussichtlich noch bis Ende der Woche aufrecht bleiben.

(red)