Wirtschaft

Nachhilfe für Kids kostet Eltern 103 Millionen Euro

23 Prozent der Schulkinder in Österreich benötigen heuer eine private Nachhilfe. Kostenpunkt für die Eltern: 103 Millionen Euro.

Heute Redaktion
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226.000 Schulkinder benötigen heuer laut AK-Erhebung fachliche Unterstützung.
226.000 Schulkinder benötigen heuer laut AK-Erhebung fachliche Unterstützung.
Bild: Fotolia

Österreichs Eltern müssen heuer bis zu 103 Millionen Euro für Nachhilfe ausgeben. Zu diesem Ergebnis kommt das Nachhilfebarometer 2017 der Arbeiterkammer, für das die Experten von Ifes 3.500 Eltern quer durchs Bundesgebiet befragten.

Unleistbar! Keine Hilfe für 48.000 Kinder

Konkret benötigen, so die AK-Studie, heuer 226.000 Kinder eine private Lernunterstützung. Ihr Anteil an den Schulkindern beträgt damit ebenso wie im Vorjahr 23 Prozent. Davon erhalten 138.000 eine bezahlte, rund 40.000 unbezahlte Nachhilfe. Knapp 48.000 Kids müssen allerdings trotz eines dringenden Bedarfs ohne fachlichen Beistand auskommen – in erster Linie deshalb, weil es sich ihre Eltern nicht leisten können.

Ausgaben für Volksschüler am höchsten

Am höchsten sind die Nachhilfeausgaben mit knapp 750 Euro pro Kopf für Volksschuldkinder. Diese bekommen nämlich über einen längeren Zeitraum als Kinder in anderen Schulen Nachhilfe; und zwar, um sich die nötigen Grundkenntnisse anzueignen und das Klassenziel zu erreichen.

Im Schnitt 710 Euro pro Kind und Jahr

Ebenfalls rund 750 Euro pro Kind und Schuljahr müssen Eltern von AHS-Oberstufen-Schülern hinblättern, gefolgt von Sprösslingen in Berufsbildenden mittleren Schulen (BMS, ca. 740 Euro), Berufsbildenden höheren Schulen (BHS, ca. 700 Euro), AHS-Unterstufen (ca. 670 Euro) und Neuen Mittelschulen (NMS, ca. 660 Euro). Im Schnitt sind es 710 Euro.

Zwei Drittel der Kinder benötigen Hilfe der Eltern

Die Nachhilfe ersetzt jedoch nicht den persönlichen Einsatz der Eltern. Denn: 612.000 Kinder brauchen die Hilfe ihrer Familie beim Lernen. Das sind fast zwei Drittel aller Schulkinder, genau: 62 Prozent. "Bei ihnen kontrollieren", so die AK, "die Eltern nach der Arbeit die Hausübungen, und sie lernen mit ihnen vor Prüfungen und Schularbeiten – wobei in den meisten Fällen die Mütter mit den Kindern lernen. Am häufigsten lernen sie nach wie vor mit Volksschulkindern, aber auch noch in der Oberstufe. Die Eltern und ihre Kinder kostet das Lernen viel Freizeit, aufs Jahr gerechnet die Arbeit von 28.000 Vollzeitbeschäftigten."

Sprösslinge von Pflichtschulabsolventen benachteiligt

Was die Erhebung noch zeigt: Im Schnitt tun sich 35 Prozent der Eltern unabhängig vom Bildungsabschluss fachlich schwer, den Kindern zu helfen. Am höchsten ist der Anteil bei Eltern, die selbst nur neun Jahre in die Schule gehen konnten, also maximal über einen Pflichtschulabschluss verfügen. 52 Prozent von ihnen ist es fast unmöglich, den Kindern zu helfen. Unter den Akademikern gilt das nur für 23 Prozent. Parallel dazu benötigen 35 Prozent der Kinder von Pflichtschulabsolventen Nachhilfe, bei Akademiker-Sprösslingen sind es nur 17 Prozent.

Ganztagsschulen zeigen positive Wirkung

Der Anteil der Schulkinder in Nachmittagsbetreuung steigt weiter – vor allem in den Volksschulen. Dabei zeichnet sich eine positive Entwicklung ab: In der echten, verschränkten Ganztagsschule, in der Unterricht, Üben, Sport und Freizeit über den ganzen Tag verteilt sind, müssen die Eltern viel seltener selbst mit den Kindern lernen als in der Halbtagsschule.

AK fordert ein Umdenken

Die AK fordert deshalb eine Reformierung des Systems. Gefordert werden mehr hochwertige Ganztagsschulen, mehr Förderunterricht – und dazu eine neue Schulfinanzierung nach einem Chancenindex, also mehr Mittel für Schulen mit vielen Kindern, die nicht von den Eltern beim Lernen unterstützt werden können.

(bart)