Martin Walser wurde 1927 in Wasserburg am Bodensee geboren und galt neben Größen der Branche wie Heinrich Böll oder Günter Grass als einer der bedeutendsten deutschen Nachkriegsliteraten. Der Bayer sorgte mit seinem Schaffen oftmals auch für kontroverse Diskussionen.
Für Gegenwind sorgte etwa sein 2002 erschienenes Werk "Tod eines Kritikers". Kritische Beobachter warfen dem Dichter damals vor, in dem Roman auf antisemitische Weise mit dem bekannten Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki (†93) abzurechnen. Walser hatte diese Vorwürfe stets bestritten.
Ähnlich kontrovers wurde auch seine Rede zur Verleihung des Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 1998 in der Frankfurter Paulskirche debattiert. Damals sprach Walser von der "Instrumentalisierung unserer Schande zu gegenwärtigen Zwecken". "Auschwitz eignet sich nicht dafür, Drohroutine zu werden, jederzeit einsetzbares Einschüchterungsmittel oder Moralkeule oder auch nur Pflichtübung", erklärte der Schriftsteller damals.
Neben der Kritik an diesen Aussagen war auch eine monatelange Diskussion über den Umgang mit der NS-Vergangenheit in Deutschland die Folge seines Redebeitrags. Walser selbst wurde 1944 im Alter von 17 Jahren Mitglied der NSDAP.