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Nackerte und "Durchfall-Problem" am Frequency

Heute Redaktion
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Die Stimmung am Frequency in St. Pölten ist trotz des Abbruchs des Placebo-Konzerts top. In der brütenden Hitze war die Nacktaktion "Naked Heart" eine willkommene Abwechslung für die Festivalbesucher.

Die Stimmung am Frequency in St. Pölten ist trotz des Abbruchs des Placebo-Konzerts () top. In der brütenden Hitze war die Nacktaktion "Naked Heart" eine willkommene Abwechslung für die Festivalbesucher.

Der Ärger der meisten Placebo-Anhänger hatte sich bis am Freitag in (Alkohol)-Dunst aufgelöst. Zwar gibt es hier und da welche, die extra wegen des Konzerts der Briten nach St. Pölten gekommen sind, und jetzt traurig sind sowie ihr Geld zurückfordern. Vielmehr wird darüber spekuliert, dass die Viruserkrankung des Sängers nur eine Ausrede war. Gerüchte über Streitigkeiten in der Band machen die Runde.

Nach gerade einmal einer Nummer wurde der Auftritt abgebrochen. Sänger Brian Molko sei an einem Virus erkrankt, habe sich schon den ganzen Tag schlecht und schließlich unfähig gefühlt, weiterzumachen, so das Management in einem schriftlichen Statement. Er befinde sich aber nicht in einem Krankenhaus, sondern sei mit seinen Musikerkollegen zum Open Air Gampel in der Schweiz weitergereist. Auf der offiziellen Website hieß es, dass Molko seit mehreren Tagen krank sei, man aber gehofft habe, dass er auftreten kann. "Wir wollen uns bei jedem entschuldigen, der vergangene Nacht die Show besucht hat, und bei den Fans, die wir enttäuscht haben. Wir werden es wieder gutmachen", so die Band.

"Durchfall-Problematik"

Auch mehrere Frequency-Fans kämpften mit gesundheitlichen Problemen: Es gebe eine "Durchfall-Problematik", die man aber weniger auf ein Virus zurückführen könne, erklärte das Rote Kreuz. Ursache sei vielmehr ein "Gemisch aus konsumierten Getränken und möglicherweise hygienischen Problemen". Da der Placebo-Sänger nicht die Hilfe des Roten Kreuzes in Anspruch genommen habe, wisse man nichts über dessen Erkrankung und könne keinen Zusammenhang feststellen.

Falls verärgerte Fans wegen des Kurzauftritts Geld zurückverlangen, werde man jedenfalls eine Lösung finden, betonte Jenner. "Wir haben noch immer jedes Problem gelöst." Er habe die Erfahrung gemacht, dass der Großteil der Besucher wegen des Frequency und nicht wegen einer einzigen Band da ist. Das zeige sich auch im Kartenverkauf, so Jenner: Der Anteil von Pässen für das gesamte Festival liege bei über 90 Prozent. Durch den erstmals vorgezogenen Start mit einem "Welcome Day" habe man die Besucher, die immer öfter schon Tage vor Beginn anreisen, früher auf das Campinggelände gebracht, zog der Veranstalter eine zufriedenstellende erste Bilanz. "Wir überlegen, Fans, die zu früh in St. Pölten eintreffen, künftig gegen ein zusätzliches Entgelt am Zeltplatz aufzunehmen."

Nacktsein gegen die Hitze

Viele haben das Nacktsein als Mittel gegen die Hitze wiederentdeckt. Auf dem Festivalgelände ist "oben ohne" gar nicht verpöhnt. Fotograf Gerrit Starczewski trieb es sogar noch weiter. Er fotografierte dutzende Nackte unter dem Motto "Naked Heart". Seine Idee erinnert an die Aufnahmen des berühmten Fotokünstlers Spencer Tunick. Fotos vom Shooting sowie Bilder vom Festival finden Sie in der Fotoshow.

Lesen Sie weiter: Das waren die Konzerte am Tag 3 Große Rockstar-Posen, ohne einen Moment lang peinlich zu wirken - Bush legten am Freitag beim Frequency-Festival in St. Pölten einen famosen Gig hin. Die zuvor aufgetretenen Bands verstanden - mit Ausnahme von The Hives - ebenfalls zu beeindrucken. Als Anheizer vom Dienst hatte am Nachmittag der deutsche Rap-Haudegen Casper fungiert. Am späteren Abend sollten noch Acts wie die Beatsteaks, Mia., Patrice und Korn spielen.

Das Konzert von Bush war buchstäblich zum Niederknien. Frontman Gavin Rossdale - hektischer, in Strömen schwitzender Zappelphilipp wie eh und je - machte sich mehr als einmal auf dem Bodenbühnen breit und schließlich auch im Publikum. Der Sänger und Gitarrist hatte seine Freude mit den Besuchern, die Fans mit ihm. Der Auftritt des Gwen-Stefani-Gatten, der nach langjähriger Pause vor kurzem wieder mit seinen Mitstreitern zusammengefunden hat, wirkte wie ein Befreiungsschlag: Hits wie "Swallowed" und "The Chemicals Between Us" verschmolzen mit einer Coverversion von "Come Together" der Beatles zu einem magnetisierenden Ganzen - Headbanging und Infight mit einer Box inklusive.

Sie haben sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten kostümtechnisch immer wieder neu erfunden - dieses Mal waren Frack und Zylinder angesagt -, musikalisch treten sie seit Jahren auf der Stelle: Bei der Show der schwedischen Punkrocker The Hives wechselten sich mehr oder weniger belanglose Nummern mit bedeutungsschwangeren Ansagen von Frontman Pelle Almqvist ab. Einzig alte Songs wie "Main offender" oder "Hate to say I told you so" zündeten einwandfrei, bei den jüngeren Kopien kam hingegen rasch Fadesse auf. Der Feierlaune des Frequency-Partyvolks tat das keinen Abbruch, Hauptsache laut, Hauptsache schnell und Hauptsache wild lautete die Devise.

The Subways mit Stockerlplatz

Dass man keine Verkleidung braucht, um zu punkten, hatten davor The Subways eindrucksvoll bewiesen. Trotz einer für Frequency-Verhältnisse fast frühmorgendlichen Uhrzeit - knapp nach 17.00 Uhr - landeten sie mit Leichtigkeit auf einem Festival-Stockerlplatz. Das britische Indie-Rock-Trio demonstrierte, wie man ganz unaufgeregt aufregende Rockmusik macht und Massen mobilisiert. Bei Temperaturen, die eher zu einem Sprung in die kühlende Traisen animieren, war der Raum vor der Space Stage gefüllt wie sonst nur spätabends. Beim Über-Hit "Rock & Roll Queen" gab es es schließlich nicht nur wegen der Deutschkenntnisse der Band kein Halten mehr.

Was sich kurz zuvor auf der kleineren Green Stage tat, war besonders schön anzuschauen: Zwei schüchterne Mädels, die sich "Boy" nennen, kamen aus dem Freuen gar nicht mehr heraus. Der zauberhaft charmante Pop der Schweizerin Valeska Steiner und der Hamburgerin Sonja Glass wurde überbordend gefeiert, weder Müdigkeit noch Sonnenbrand konnten die Begeisterung bremsen. Buchstäblich was für sonnige Gemüter.