Niederösterreich

Nadine (26) kämpfte sich nach Unfall zurück ins Leben

Polytrauma, ein Monat im Koma, mühsame Reha: Nach einem schweren Unfall traf Nadine nun ihre Lebensretter, zwei St. Valentiner Rettungssanitäter.

Erich Wessely
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Fabian, Tanja, Nadine und Juliane (v. l.) vor dem Rettungswagen, der damals als erstes Rettungsmittel am Einsatzort eintraf.
Fabian, Tanja, Nadine und Juliane (v. l.) vor dem Rettungswagen, der damals als erstes Rettungsmittel am Einsatzort eintraf.
RKNOE/Buchberger

„Bis auf ein paar Kleinigkeiten geht es mir wieder gut.“ Es sind diese Worte, die sowohl für Nadine selbst als auch für ihre Familie und Freunde, aber auch für die beiden St. Valentiner Rettungssanitäter Juliane Auer und Fabian Buchberger nicht selbstverständlich sind.

Am späten Nachmittag des 3. Mai 2019 war die damals 25-jährige Oberösterreicherin in St. Pantaleon-Erla (Bezirk Amstetten) mit ihrem Pkw von einem Zug erfasst und schwer verletzt worden. Die junge Frau dürfte trotz einer roten Ampel den unbeschrankten Bahnübergang überquert haben.

70 Meter von Zug mitgeschleift

Der von links kommende Zug erfasste das Fahrzeug und schleifte es 70 Meter mit. Die Lenkerin wurde von der Feuerwehr aus dem Fahrzeug befreit. Sie wurde mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus geflogen.

„Vermutlich habe ich aber aufgrund der tiefstehenden Sonne das Rotlicht übersehen“, erklärt Nadine. Erinnern könne sie sich an den Unfall nicht mehr. „Das letzte was ich noch weiß, ist mein Geburtstag am 25. April.“ Ganz im Gegenteil zu den beiden Rettungssanitätern, die heute noch oft über den nicht alltäglichen Einsatz reden.

Schwerer Unfall: Das Auto von Nadine und der Zug
Schwerer Unfall: Das Auto von Nadine und der Zug
FF St. Pantaleon

„Dieser Tag hat uns wieder einmal vor Augen geführt, wie schnell es in diesem Beruf gehen kann. Nach einem eher ruhigen Dienst kam rund eine Stunde vor Dienstende plötzlich die Alarmierung ‚Zug vs. Pkw – eine Person eingeklemmt‘“, berichtet Fabian Buchberger, hauptberuflicher Rettungssanitäter an der Bezirksstelle St. Valentin. „Bei der Anfahrt rechneten wir zwar mit allem, wie ernst die Lage jedoch tatsächlich sein sollte, erkannten wir erst beim Eintreffen am Einsatzort“, so Juliane Auer, ehrenamtliche Mitarbeiterin des Roten Kreuzes St. Valentin.

Juliane wich Nadine nicht von Seite

Als erstes Rettungsmittel trafen die beiden damals keine zehn Minuten nach dem Notrufeingang am Unfallort ein. Couragierte Ersthelfer kümmerten sich bereits um die in ihrem Auto schwer eingeklemmte Nadine. Danach übernahm das St. Valentiner Rettungsteam. Während Fabian den Einsatzablauf mit den Freiwilligen Feuerwehren aus Ennsdorf und St. Pantaleon koordinierte, begab sich Juliane zu Nadine ins Fahrzeug und wich ihr nicht mehr von der Seite.

Kurze Zeit später landete auch der Notarzthubschrauber „Christophorus 10“ aus Linz am Einsatzort. Doch nicht nur die verkeilten Fahrzeuge, auch der steile Hang zu den Schienen gestaltete die Rettung äußerst schwierig. Mit vereinten Kräften gelang es nach einer knappen halben Stunde, Nadine aus ihrem Fahrzeug zu befreien und nach notärztlicher Erstversorgung mit dem Rettungshubschrauber ins Spital nach Linz zu fliegen. Für die Einsatzkräfte war der Einsatz somit beendet, für Nadine begann jedoch erst der Kampf um Leben oder Tod.

Schweres Polytrauma

Die Diagnose im Krankenhaus war für Familie und Freunde ein Schock: Ein schweres Polytrauma, unter anderem eine Schädelbasisfraktur, eine Hirnblutung und ein Serienrippenbruch. „Drei Wochen lang wussten wir nicht, ob sie es überleben wird“, erklärt Nadines Schwester Tanja, die selbst als Krankenschwester im ehemaligen Linzer AKH arbeitet und sich bereits einen Tag nach dem Unfall persönlich auf der Dienststelle in St. Valentin bedankte.

Ein besonderer Moment: Fabian, Tanja, Nadine und Juliane (v. l.) ließen gemeinsam die letzten 459 Tage Revue passieren.
Ein besonderer Moment: Fabian, Tanja, Nadine und Juliane (v. l.) ließen gemeinsam die letzten 459 Tage Revue passieren.
RKNOE/Buchberger

Doch Nadine gab nicht auf: Nach einem Monat im künstlichen Tiefschlaf auf der Intensivstation konnte sie in den KUK-Neuromed-Campus überstellt werden. Danach ging es auf Reha nach Wien-Meidling. „Wie knapp es wirklich war, realisierte ich eigentlich erst dort. Ich wollte sofort zurück in die Arbeit, doch zunächst musste ich erstmal wieder gehen lernen“, so Nadine.

Rückkehr an Arbeitsplatz

Am 4. September, also ziemlich genau vier Monate nach dem Unfall, wagte Nadine ihre ersten eigenständigen Gehversuche. Mit eisernem Willen kämpfte sich Nadine zurück. Und nach einem weiteren Reha-Aufenthalt zu Beginn des Jahres folgte am 2. März 2020 der nächste Meilenstein: Die gelernte Versicherungskauffrau kehrte an ihren Arbeitsplatz zurück. Lediglich die wöchentliche Physiotherapie und eine eingesetzte Platte im Bereich des Schlüsselbeines erinnern noch an den Unfall. Am 4. August 2020, also 459 Tage nach dem aufsehenerregenden Einsatz, kam es dann zum persönlichen Aufeinandertreffen von Nadine, Tanja, Juliane und Fabian. Ein Wiedersehen, dass vor allem auch beim St. Valentiner Rettungsteam große Freude auslöste.

„Meistens erfahren wir nicht, wie es mit unseren Patienten weitergegangen ist. Umso mehr freut es uns, heute einer gesunden Nadine gegenüber sitzen zu dürfen“, sind sich Juliane und Fabian abschließend einig.

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