"Als ich zur Trafik unterwegs war, sah ich schon von weitem zwei Personen rangeln. Ich habe zuerst gedacht, es handelt sich um zwei Männer", erinnert sich der Wiener an den Vorfall von vergangenen Samstag um 18.40 Uhr am Bahnhof Meidling. "Da mischt du dich besser nicht ein, hab ich mir gedacht. Und wollte schon die Polizei rufen."
"Als ich näher kam, sah ich aber, dass ein Mann versuchte, einer jungen Frau die Tasche zu entreißen", so Aydogdu. "Die Frau hielt sich panisch daran fest. Hat aber nicht geschrien und wirkte geschockt." Aus vollem Lauf stieß er den Angreifer zu Boden. Dieser stürzte auf eine französische Touristin (31), rappelte sich auf - und gab Fersengeld. "Ich habe die Passanten angeschrien, dass sie ihn aufhalten sollen. Aber die haben nur geschaut und nicht reagiert", erzählt der mutige Helfer, der vier Jahre Thaibox- und "Krav Maga“-Erfahrung hat.
Als er den Flüchtenden eingeholt hatte, griff dieser plötzlich in seine Hosentasche. "Ich dachte, er will ein Messer oder eine andere Waffe ziehen. Also habe ich ihm schnell noch einen kräftigen Rempler gegeben", schildert der 30-Jährige. Der etwa 170 cm große Slowake (48) landete erneut am Boden und sah daraufhin ein, dass er gegen den 186 cm großen sportlichen Wiener chancenlos war. "Er hat den Kopf gesenkt und mir beide Hände mit den Handflächen nach oben gezeigt als Zeichen dafür, dass er aufgibt."
Einfach weggehen war für den mutigen Wiener keine Option: "Ich habe ihn in die Reiselounge hineingeschleppt und ihm gesagt, dass er sitzen bleiben soll. Dann kamen eh schon zwei ÖBB-Securities und kurz darauf auch die Polizei, die dem Mann Handschellen anlegten und mich zu dem Vorfall befragten", schmunzelt der Öffi-Held.
"Helfen war für mich ein Muss. Ich hätte mir halt mehr Zivilcourage der anderen Passanten gewünscht. Da waren so viele Zeugen und niemand hat sich gekümmert“, zeigt sich Orhan Aydogdu gegenüber "Heute" enttäuscht von seinen Mitmenschen. Und auch für das Raubopfer hatte er noch einen Tipp: "Ich habe der Frau gesagt, dass sie das nächste Mal, wenn ihr etwas ähnliches passiert, ganz laut schreien soll, um die Leute aufzurütteln."