Politik

"Nächstes Jahr ist es mit der Regierung vorbei"

FPÖ-Chef Norbert Hofer attestiert bei den Puls24-Sommergesprächen Türkis-Grün ein baldiges Ablaufdatum. Grund soll eine politische Retourkutsche sein.

Rene Findenig
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FPÖ-Chef Norbert Hofer in den Puls24-Sommergesprächen.
FPÖ-Chef Norbert Hofer in den Puls24-Sommergesprächen.
Puls24

Ungewohnt mit Bart und Sportschuhen, aber trotzdem in Sakko und mit Krawatte, zeigte sich FPÖ-Chef Hofer im TV-Studio bei Moderatorin Corinna Milborn. "Wie lange hält Regierung?", frage diese gleich zu Beginn des Sommergespächs. Dass Pilnacek (Christian Pilnacek wurde von der grünen Justizministerin Alma Zadic als Sektionschef im Justizministerium entmachtet) abgelöst worden sei, während Kanzler Sebastian Kurz eine dringliche Anfrage im Parlament beantwortet hätte, führe zu "einer Retourkutsche" der ÖVP, so Hofer. "Ich glaube, dass es nächstes Jahr mit der Regierung vorbei ist."

Zur Causa Ibiza fände es der FPÖ-Chef wichtig, dass die Mandatare das Ibiza-Video endlich zu sehen bekämen, denn "die Ermittlungebehörden haben nicht gut kooperiert" und die Parteien würden nun darauf warten, dass das Video den Ausschuss erreiche. Bei der Spesen-Affäre um Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache wiederum verwehrte sich Hofer der Kritik, dass in der FPÖ Spesenbetrug vorgekommen sei. "Die FPÖ ist die geschädigte Partei", so Hofer, der Verdacht sei, "dass Rechnungen untergeschoben wurden". Er selbst habe das Thema aber abgehakt: "Für mich ist die Causa abgeschlossen. Ich habe mich so viel damit beschäftigt, dass es für ein ganzes Leben reicht." Und auch dass mit Spenden Posten gekauft würden, bestritt Hofer: Hätte man ihm gesagt, jemand hätte etwas gespendet und soll dafür Aufsichtsrat werden, "ich hätte das strikt abgelehnt". Hofer wolle sich "als Parteichef mit Politik beschäftigen und nicht mit Internem".

"Ein schwacher Parteichef lässt keine starken Persönlichkeiten an seiner Seite zu."

Strache wird Hofer aber auch bei der Wien-Wahl im Herbst beschäftigen, wo die Parteien gegeneinander antreten. "Unser Gegner muss die SPÖ und die ÖVP in Wien Sein, aber nicht eine Kleinpartei", tat Hofer dies ab. Dass nicht nur in Wien, sondern bundesweit die Umfragen keine rosigen Werte für die FPÖ ausweisen, erklärte Hofer so: Eine neue Bundesregierung habe immer "Vorschusslorbeeren" und bei der folgenden Corona-Krise hätten sich die Menschen in den meisten Ländern, so auch in Österreich, hinter die Regierenden gestellt.

Die Causa Ibiza und die folgenden Vorwürfe seien auch ein "Volltreffer in der Kommandozentrale" gewesen: "Das hätte die FPÖ früher nicht überlebt." Das sei nur durch den Zusammenhalt in der FPÖ möglich gewesen und habe gezeigt, dass immer eine schwierige Zeit kommen könne. "Ich hoffe und glaube, dass sich im Laufe der Zeit die Werte auch wieder verbessern werden", so Hofer. Dass es immer wieder Chef-Gerüchte um seine Parteikollegen Manfred Haimbuchner und Herbert Kickl gibt, macht Hofer nichts aus: "Ein schwacher Parteichef lässt keine starken Persönlichkeiten an seiner Seite zu. (...) Wir sind ein Team."

"Viele Menschen haben einfach irssinige Angst."

Und: "Ich habe mich ja nicht beworben als Parteichef, ich wurde darum gebeten. (...) Mir macht das große Freude, anzupacken." Zumindest nach außen an sich abprallen ließ Hofer auch das Ergebnis einer Umfrage, bei der ihn ein Drittel einen "schlechteren" politischen Eindruck in als vor der Corona-Krise attestieren. "Viele Menschen haben einfach irssinige Angst", so Hofer. Es habe sich erst kürzlich gezeigt, dass das Virus nicht so gefährlich sein dürfte, wie anfangs erklärt. Letztlich würde sich auch zeigen, dass der FPÖ-Weg der richtige gewesen wäre. Man habe früh Maßnahmen gegen Corona wie Grenzschließungen und Kontrollen am Flughafengefordert, aber auch früh wieder Lockerungen. Die "Angstmache" des Kanzlers mit Tausenden Toten sei der falsche Weg gewesen, "die Aufgabe der Politik ist es, Hoffnung zu geben".

Bei der Rettung von AUA und Laudamotion meinte Hofer, Österreich hätte nach deutschem Vorbild eine Beteiligung an der AuA erwirken müssen. So scheine es, dass die Lufthansa mit der AUA Politik mache. Letztes Thema: Black Lives Matter. Bei den Demos zeigte der FPÖ-Chef zwar verständnisvoll, er könne aber nicht nachvollziehen, dass es bei anderen Vorfällen wie österreichischen Opfern keine Demo gebe. Dass die FPÖ vielfach als rassistisch bezeichnet werde, sah Hofer als "schäbig": "Da werden Menschen erschlagen oder es gehen vier Nationen aufeinander los und verletzen einen Polizisten, wo sind da die Demos?" Vom Sager von Wiens FPÖ-Spitzenkandidaten Dominik Nepp über ein "Asylantenvirus" distanzierte sich Hofer nicht: Asylwerber seien nicht als Virus bezeichnet worden, sondern gemeint wäre gewesen, dass das Virus Asylwerber in einem Flüchtlingsheim in Wien infiziert hätte. Dass das Wort rassistisch sein könnte, bestritt Hofer vehement.

"Ich würde irrsinning gerne kochen, darf es aber nur, wenn meine Frau nicht daheim ist."

Und was hat sich privat verändert? "Ich würde irrsinning gerne kochen, darf es aber nur, wenn meine Frau nicht daheim ist, weil dann die Küche so aussieht wie sie nicht aussehen sollte."

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