Der deutsche Fußball erlebte am Freitag einen Stich ins Herz. Mikel Merino köpfte im Viertelfinale Spanien zum 2:1-Erfolg über den EM-Gastgeber. Und das in der 119. Minute. Nachdem zuvor Dani Olmo die Spanier mit 1:0 in Front brachte (51.), Floran Wirtz mit dem 1:1-Ausgleich für die Verlängerung sorgte (89.).
Der Frust bei unseren Nachbarn war jedenfalls riesengroß. Nicht zuletzt deshalb, weil seit Freitagabend über ein vermeintliches Handspiel des Spaniers Marc Cucurella diskutiert wird, der einen Schuss von Jamal Musiala in der 106. Minute an den linken Arm bekam. Schiedsrichter Anthony Taylor aus England ließ weiterspielen, ganz im Sinne des UEFA-Schiedsrichter-Chefs Roberto Rosetti. "Es wäre schön, wenn wir bewerten würden, was mit dem Ball passiert. Wenn Jamal Musiala den Ball in die Stuttgarter Innenstadt schießt und Cucurella berührt ihn, würde ich nie einen Elfmeter haben wollen, aber der Ball kommt aufs Tor und er stoppt ihn klar mit der Hand", ärgerte sich Nagelsmann nach dem Spiel. Gleichzeitig hielt der 36-Jährige fest: "Aber das ist nicht der Hauptgrund, warum wir nicht weitergekommen sind."
In der Kabine gab es dann aufmunternde Worte vom Bundestrainer für seine Elf. Nagelsmann habe den Spielern gesagt, "dass sie das nicht verdient haben als Gruppe. Wir hatten eine super Zeit zusammen, ein super Miteinander. Es gab keine Situation, in der ich eingreifen musste, das hast du fast nie und ist sehr außergewöhnlich", betonte der junge Coach den Zusammenhalt in der Mannschaft. "Das sollen die Jungs mitnehmen: Dass sie es geschafft haben, das Land, das viel zu viel in Tristesse und Schwarzmalerei verfällt, aufzuwecken und ihm schöne Momente beschert haben", meinte Nagelsmann weiter, ehe die deutschen Stars am Samstag das Teamcamp in Herzogenaurach verlassen werden.
Doch schon kurz nach dem Moment der größten Enttäuschung dachte Deutschlands Bundestrainer an das nächste große Ziel: Nagelsmann sprach bereits vom WM-Titel 2026. "Dass man zwei Jahre warten muss, bis man Weltmeister wird, tut auch weh", meinte der 36-Jährige selbstbewusst, schob dann an: "Was soll ich anderes sagen? Natürlich wollen wir Weltmeister werden."
Dafür wird es aber einen Umbruch brauchen, das weiß auch Nagelsmann. "Wir haben einen Kader, der nicht extrem jung ist. Wir werden uns in Ruhe Gedanken machen, was das Richtige ist. Wir werden sicher ein bisschen etwas ändern", betonte der 36-Jährige. Toni Kroos beendet jedenfalls seine Karriere, Thomas Müller deutete bereits seinen Team-Rücktritt an, Keeper Manuel Neuer ist schon 38, seine Zukunft ist offen. Und auch bei Kapitän Ilkay Gündogan könnten die Zeichen auf Nationalteam-Rücktritt stehen.
