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Notruf-Angestellte äußert sich zu Naomis Tod

Die 22-jährige Naomi Musenga starb, weil der Notruf sie nicht ernst nahm. Die diensthabende Angestellte weist die Verantwortung von sich.

Heute Redaktion
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Zu dem tragischen Vorfall im Elsass, bei dem die 22-jährige Naomi Musenga vom Notruf nicht ernst genommen wurde und dann starb, äußerst sich nun die diensthabende Notruf-Mitarbeiterin in der Sendung "66 Minutes" auf M6. Sie weist die volle Verantwortung von sich: "Ich habe genug davon, immer die Bürde des Systems zu tragen", sagt sie und betont die extrem schwierigen Arbeitsbedingungen in ihrem Job.

"Wir stehen die ganze Zeit unter Druck. Wir arbeiten 12 Stunden durch. Ich kann zwei oder drei Stunden am Stück ans Telefon gefesselt sein und habe nicht einmal Zeit, um aufzustehen", sagt sie.

Ihre Konversation mit der jungen Mutter, die am 29. Dezember letzten Jahres einen Notruf getätigt hatte, wird in den Sozialen Medien hitzig diskutiert und sorgt in ganz Frankreich für große Empörung. Naomi Musenga meldete sich mit starken Schmerzen im Bauch und sagte sie glaube, sterben zu müssen. Darauf antwortete die Angestellte: "Natürlich wirst du irgendwann sterben, wie alle anderen auch." Auf Aufzeichnungen ist zu hören, wie sich die Notruf-Mitarbeiterin mit einem Kollegen über Musenga lustig macht. Die junge Frau starb schließlich an multiplem Organversagen.

Drohungen gegen Angestellte

Die Notruf-Mitarbeiterin wurde vom Dienst suspendiert, die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen eingeleitet. Von allen Seiten angegriffen, fürchtet der Betreiber des Notrufdiensts nun um die Sicherheit seiner Angestellten. "Ich denke, wenn die Leute mein Gesicht und meinen Namen kennen würden, wäre ich nicht mehr auf dieser Welt", so die unter Beschuss stehende Angestellte. "Ich bin zu Hause, aber meine Kollegen erhalten Drohungen".

Ihr Anwalt hatte die Frau am Freitag in einem Statement verteidigt: "Wenn du durchschnittlich 2000 Anrufe pro Tag hast und jemand sagt, er habe Bauchschmerzen, ist dein erster Reflex zu glauben, dass dieser Anruf keine Dringlichkeit hat."

Die Familie von Naomi Musenga erstattete Anzeige gegen Unbekannt sowie gegen die Universitätsklinik Straßburg wegen unterlassener Hilfeleistung und die Gefährdung anderer. (red)