Österreich

Narkosepatient baute trotz Warnung Unfall

Heute Redaktion
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Ein 45-jähriger Narkosepatient hat am Dienstag in Braunau alle ärztlichen Warnungen in den Wind geschlagen, sich hinter das Steuer seines Wagens gesetzt und einen Unfall verursacht. Er geriet auf die andere Fahrbahnseite, streifte eine Mauer und fuhr dann weiter. Verletzt wurde niemand, weil auf der ansonsten viel befahrenen Straße gerade kein Gegenverkehr unterwegs war.

Als die Polizei den 45-Jährigen als Unfalllenker ausforschte, bat sie ihn zum Alkotest. Dieser war zwar negativ, der Amtsarzt stellte aber fest, dass der Mann stark durch Medikamente beeinflusst war. Er hatte kurz zuvor für eine Gastroskopie-Untersuchung ("Magenspiegelung") ein Narkosemittel verabreicht bekommen.

Gefahren trotz Verbot

Der Arzt hatte ihn noch gewarnt, er solle nachher nicht mit dem Auto fahren. Der Innviertler hatte auch eine Unterschrift über die erfolgte vollständige Aufklärung darüber geleistet, dass er zwölf Stunden lang kein Fahrzeug lenken dürfte. Er ignorierte Informationen und Ratschlag jedoch. Der Patient wird angezeigt.

Bei Eingriffen wie Gastro- oder Koloskopie ("Dickdarmspiegelung") kommen sehr kurz wirksame Mittel zur Allgemeinnarkose zum Einsatz. Eines davon ist die Substanz Propofol. Die Wirkung tritt schon nach etwa 30 Sekunden ein. Das Aufwachen erfolgt ebenfalls schnell. Die Anwendung erfolgt nur nach Zustimmungserklärung des Patienten.

In den Fach- und Gebrauchsinformationen heißt es eindeutig, dass Patienten darauf hingewiesen werden müssen, dass ihre Reaktionsfähigkeit nachher herabgesetzt sein kann. Das Lenken eines Fahrzeugs, Bedienen von Maschinen etc. ist auf jeden Fall zu vermeiden. Am besten ist es, die Betroffenen werden unter Begleitung heimgebracht.

Tausende Unfälle unter Einfluss von Medikamenten

Während solche Fälle Aufsehen erregen, dürfte aber unterschwellig eine ganz andere Problematik in Sachen "Straßenverkehr und Arzneimittel" eine viel größere Rolle spielen. Laut Schätzungen fahren zehn Prozent der Bevölkerung in der EU unter dem Einfluss von die Verkehrstüchtigkeit beeinträchtigenden Medikamenten mit dem Auto - und zwar ohne "Narkose". Dies dürfte jährlich Tausende Todesopfer und weit mehr als 100.000 Verletzte zur Folge haben.

Alkohol bleibt größte Gefahr

Allerdings, die größte Gefahr psychoaktiver Substanzen im Straßenverkehr stellt weiterhin der Alkohol dar. Alkoholmissbrauch ist für rund ein Viertel der jährlich etwa 30.000 Verkehrstoten in der Europäischen Union verantwortlich. Das geht aus einer im vergangenen Dezember veröffentlichten Studie der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) hervor. Die Studie "Fahren unter dem Einfluss von Drogen, Alkohol und Medikamenten" beruht auf Untersuchungen in 13 EU-Ländern zwischen 2006 und 2011.

Etwa 50.000 Fahrer waren im Rahmen der Untersuchung stichprobenartig auf 25 psychoaktive Substanzen getestet worden, darunter Alkohol, Arzneimittel und illegale Drogen. Bei letzteren wurde am häufigsten Cannabis festgestellt, gefolgt von Kokain und Amphetaminen.

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