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NASA will bis 2020 einen Asteroiden einfangen

Heute Redaktion
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Bild: AP

Die US-Raumfahrtbehörde NASA plant bis zum Ende des Jahrzehnts, mit einem Raumschiff einen kleinen Asteroiden einzufangen und in eine Umlaufbahn um den Mond zu bringen. Von dort sollen dann Astronauten Proben des Asteroiden nehmen und zur Erde zurückbringen. Für NASA-Chef Charles Bolden ist das kein Show-Projekt: "Wenn wir Menschen auf den Mars bringen wollen, müssen wir zuerst die Asteroiden-Mission durchführen können", sagte Bolden am Dienstag in Wien.

Die US-Raumfahrtbehörde NASA plant bis zum Ende des Jahrzehnts, mit einem Raumschiff einen kleinen Asteroiden einzufangen und in eine Umlaufbahn um den Mond zu bringen. Von dort sollen dann Astronauten Proben des Asteroiden nehmen und zur Erde zurückbringen. Für NASA-Chef Charles Bolden ist das kein Show-Projekt: "Wenn wir Menschen auf den Mars bringen wollen, müssen wir zuerst die Asteroiden-Mission durchführen können", sagte Bolden am Dienstag in Wien.

Bolden ist Gast beim derzeit laufenden Treffen des UN-Komitees für die friedvolle Nutzung des Weltraums (Committee on the Peaceful Uses of Outer Space) in Wien und wirbt bei seiner Reise auch für internationale Beteiligung an dem Asteroiden-Projekt. Am Nachmittag wird der NASA-Chef dem Naturhistorischen Museum Wien drei Proben von Mondgesteinen der NASA-Missionen Apollo 15 und 17 als langfristige Leihgaben übergeben.

Obwohl Bolden erst kürzlich betont hatte, dass die NASA möglichst viele der zur Verfügung stehenden Mittel für die für 2030 geplante bemannte Mars-Mission ausgeben möchte, passt für ihn das Asteroiden-Projekt in diese Pläne. "Es gibt eine Reihe technologischer Hürden, die wir überwinden müssen, um Menschen auf den Mars zu bringen", so der NASA-Chef. Als Beispiel nannte er einen solaren Hochspannungs-Antrieb (High-power solar electric propulsion) oder verbesserte lebenserhaltende Systeme. Einige davon müssten gelöst werden, um die Asteroiden-Mission durchführen zu können. "Wir bauen damit technologische Hürden ab, das ist einer der wichtigsten Gründe für die Mission", so Bolden.

Soll auch Verzeichnis der bekannten Asteroiden erweitern

Doch das spektakuläre Vorhaben hat nicht nur mit dem Mars zu tun. So werde durch das Projekt auch das Verzeichnis der bekannten Asteroiden vergrößert. "Von den Asteroiden mit einem Durchmesser von weniger als einem Kilometer kennen wir nur zehn bis 20 Prozent. Wir sollten aber von 95 Prozent wissen, um sicher potenzielle Gefahren für die Erde zu identifizieren", so Bolden. Schon jetzt werde durch das Vorhaben das NASA-Budget zur Identifikation von Astroiden von derzeit 20 Mio. Dollar (15 Mio. Euro) auf 40 Mio. Dollar im Jahr 2014 verdoppelt.

"Verhinden, dass wir zu Dinosauriern werden"

Bolden erinnerte bei einer Pressekonferenz daran, dass Asteroiden potenzielle Naturkatastrophen sind, das habe der Einschlag eines Meteoriten bei Tscheljabinsk in Russland vergangenen Februar mit mehr als 1.000 Verletzten gezeigt. Heute könne man noch nichts dagegen tun, aber mit der Mission wolle man zeigen, dass man einen Asteroiden einfangen, umlenken und damit einen Einschlag auf der Erde vermeiden kann. "So können wir verhindern, dass wir zu Dinosauriern werden", sagte der NASA-Chef unter Hinweis auf das Aussterben der Dinosaurier durch einen riesigen Meteoriteneinschlag vor 65 Mio. Jahren.

Wenig abgewinnen kann Bolden Plänen, bei einer potenziellen Bedrohung durch einen Asteroiden diesem etwa mit Atomwaffen zu Leibe zu rücken. Er verweist auf Experten, die meinten, damit verwandle man ein einzelnes Problem in viele Probleme. "Ich glaube nicht, dass das eine Alternative ist, aber es ist nicht meine Entscheidung", so Bolden.

Kleiner Asteroid "ideale Beute"

Als ideale "Beute" für die Asteroiden-Fangmission nannte Bolden einen sieben bis zehn Meter großen Körper mit einem Gewicht von etwa 500 Tonnen. Zudem sollte dieser relativ stabil sein und nicht zu stark rotieren. Drei potenzielle Kandidaten habe man dafür bereits identifiziert. Einer der Gründe, warum man einen relativ kleinen Asteroiden einfangen wolle, sei auch, dass bei einer Panne ein Objekt dieser Größe beim Eintritt in die Erdatmosphäre verglühen würde.

Sobald der Asteroid eingefangen ist - wie das genau vor sich gehen soll, ist derzeit noch nicht klar -, würde das Umlenken in eine Umlaufbahn um den Mond ein bis eineinhalb Jahre dauern. Dass man einen kleineren Asteroid nicht einfach zur Erde zurückbringe, erklärte Bolden mit dem Hinweis darauf, zur Untersuchung nur ein Kilo des Materials zu benötigen. Im Orbit um den Mond hätte "die Menschheit aber 100 Jahre Zeit nachzudenken, was man mit dem Himmelskörper tun soll".

Er werde immer gefragt, warum die NASA einen Asteroiden einfangen und nicht zurück zum Mond wolle. Der Grund sei, dass man die für die Asteroiden-Mission notwendige Technik noch nicht entwickelt habe. "Wir tun Dinge, die noch nie jemand zuvor getan hat. Das ist unsere Spezialität", so Bolden.