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Frau wurde im Urlaub zur Killerin ihrer Geliebten

Heute Redaktion
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Die Reise mit dem Auto durch Spanien endete für eine Frau aus Bordeaux (Frankreich) tödlich: Sie wurde von ihrer besten Freundin getötet und unter ein Windrad gelegt.

Ein Mitarbeiter der Firma Erom, die den Windpark bei Sos del Rey Católico in der spanischen Provinz Saragossa wartet, fand den leblosen Körper der Frau auf, "mit dem Gesicht nach unten und entstellt". Es war der 18. August 2018. Die Frau – "um die 50" – hatte keine Papiere bei sich und trug Sommerkleidung. Sie lag bereits drei Tage dort, ihr Gesicht war völlig entstellt. Der Körper wies Zeichen von Gewalteinwirkung auf – offenbar wurde sie stranguliert.

Ermittler standen vor dem Nichts

Die Polizei stand vor einem Rätsel: Kein Blut, keine Dokumente, keine Anhaltspunkte, wer die Tote sein könnte. Niemand vermisste sie. Fünf Tage lang arbeiteten die Ermittler rund um die Uhr, werteten dabei Überwachungskameras der Straßen aus, forderten die Gästelisten aus den umliegenden Hotels an, überprüften Handydaten: Dann ergab sich eine Spur zu der Frau – und zu ihrer Begleiterin.

Eine Kamera filmte beide in einem Einkaufszentrum. Eine der zweien, Natalie (die spätere mutmaßliche Mörderin), war dabei in einem Rollstuhl zu sehen. Die Frauen fuhren in einem blauen Renault Clio mit französischem Kennzeichen davon. Das Opfer: Pascale L., eine 58-jährige Französin aus Bordeaux. Die Killerin (54) war den Behörden bekannt – wegen Raubes in Frankreich.

Am zehnten Tag ermordet

Die 58-Jährige wurde am 15. August 2018 getötet – dies ergaben die polizeilichen Ermittlungen. Es war der letzte Tag, den beide im Nobel-Hotel "Parador de Sos" verbrachten. Angestellte berichten, dass es in der Nacht davor zu einem heftigen Streit gekommen sei. Aufgebrochen waren sie für die Reise aus Frankreich am 5. August: An dem Tag reisten sie über San Sebastián im Baskenland ein, verbrachten dort eine Nacht und begannen ihre Rundreise durch die Provinzen Navarra und Aragón, so die Fahnder.

Die Hotelangestellten des Luxus-Hotels in Sos del Rey gaben zu Protokoll, dass beide "ein ungewöhnliches Verhalten" an den Tag legten. "Sie verließen kaum das Gebäude, diskutierten viel und die mutmaßliche Mörderin saß wegen Übergewichts im Rollstuhl, doch trotzdem konnte sie ohne Probleme auch gehen; sie war sehr kräftig, denn wir sahen sie schwere Koffer tragen", berichten die Augenzeugen. "Sie war durchaus in der Lage, ihr Opfer nach der Tat in das Auto zu bringen".

Die Handyauswertungen brachten eine erste Spur: Demnach stritten die beiden um Geld, denn Natalie lebte offenbar auf Kosten von Pascale. Dies berichtet die spanische Tageszeitung "El Pais" in ihrer Online-Ausgabe.

Killerin gab sich als tote Freundin aus

Am 5. September, ein Monat nach dem Beginn der Reise, wurde Natalie auf einem Campingplatz bei Saint-Server (Südfrankreich) verhaftet – nur rund drei Autostunden von Sos del Rey entfernt. Sie setzte die Reise fort, in dem blauen Clio ihrer Freundin. In dem Auto wurden Blutspuren entdeckt.

Die Ermittlungen ergaben, dass die Killerin noch am Tag der Tat die Identität der getöteten Freundin angenommen hat: Sie checkte unter ihrem Namen in Hotels ein, bezahlte mit ihren Kreditkarten – unter anderem kaufte sie auch eine Schaufel und 25 Kilogramm Ätzkalk, fünf Tage nach dem Mord. Sie kehrte an den Ort bei dem Windrad zurück, wo sie die Tote hingebracht hatte. Offenbar wollte sie die Leiche dort vergraben und mit dem Kalk alle Spuren beseitigen. Doch die Fahnder waren schneller – sie hatten die Tote bereits gefunden, ohne jedoch (noch) die Identität zu kennen.

Geständnis in Frankreich

20 Tage lang gab sich Natalie als Pascale aus – ihr droht nun auch neben der Mordanklage ein Verfahren wegen Betruges. Bei ihrer Festnahme verweigerte Natalie den spanischen Ermittlern die Aussage. Vor dem französischen Richter allerdings gestand sie dann die Tat.

Die Freundschaft zwischen Natalie und Pascale begann im Internet und dauerte ein Jahr. Nur die Killerin weiß, ob der Mord von Anfang an geplant war.



(Red)