Österreich

NS-Verharmlosung in Kärntner Schulbuch?

Heute Redaktion
Teilen

Das Buch für die 11. Schulstufe verharmlose "die Schrecken und Gräueltaten des 2. Weltkriegs" und feiere deren wirtschaftlichen Erfolge, wettert Landtagsabgeordneter Gerhard Köfer.

Erst im September hatte ein Schulbuch in Kärnten für Aufregung gesorgt: Das Werk "Schatzkiste – Sachunterricht Kärnten" für Unterricht in Volksschulen strotzte nur so vor inhaltlichen Fehlern – "heute.at" berichtete.

Jetzt folgt der nächste Eklat! Weniger inhaltlich falsch, dafür ein unvollständiges und verzerrtes Bild der "Erfolge" des Nationalsozialismus für die Kärntner Wirtschaft zeichnet das für Geographie und Wirtschaftskunde der 11. Schulstufe gedachte Lehrbuch "Durchblick kompetent 7".

Der fragliche Abschnitt "Österreich als Teil des Deutschen Reiches" ist nur drei Absätze lang, doch diese haben es in sich: "Der Anschluss an das nationalsozialistische Deutschland wurde – abgesehen von sonstigen politischen Überlegungen – von vielen Österreicherinnen und Österreichern auch als Anschluss an einen modernen Wirtschaftsraum gesehen, der die Probleme des Kleinstaates lösen sollte."

Gerhard Köfer (*11.2.1961) ist der Landesparteiobmann von "Team Kärnten" und Abgeordneter im Kärntner Landtag. Von 2006 bis 2012 saß er für die SPÖ im Nationalrat.

Seit 2010 ist Köfer nebenberuflich als Energetiker tätig, im Zuge dessen er auch die Pferde von Frank Stronach in Ebreichsdorf behandelte und so Kontakt zu dem Austro-Milliardär knüpfen konnte. (Bidl: picturedesk.com)

Kraftwerksbau: Zwangsarbeiter starben für wenig Fortschritt

In Folge werden mehrere Infrastrukturprojekte angerissen, darunter auch der Bau des Wasserkraftwerks Kaprun. Dabei wurde die Planung dazu bereits 1928 begonnen, aufgrund der Weltwirtschaftskrise aber wieder fallen gelassen. 1938 wurde es von den Nationalsozialisten wieder aufgegriffen. Obwohl von in der Zeit kein einziges Fundament gelegt wurde, kamen bis Kriegsende mindestens 56 Zwangsarbeiter ums Leben.

Ab Winter 1942 war das Projekt praktisch auf Eis gelegt, die Zwangsarbeiter wurden in der Rüstungsindustrie gebraucht. Erst nach Kriegsende wurde das Kraftwerk mit Mitteln aus dem Marshallplan fertig gebaut und am 23. September 1955 in Betrieb genommen. Heutzutage wird der Beitrag des Nazi-Regimes zu dem Projekt auf maximal fünf Prozent des Gesamtumfangs geschätzt.

Inhaltlich ist die Aussage, dass die Nationalsozialisten den Bau begonnen hätten, somit richtig. Ob deren Beitrag des Regimes signifikant genug ist, um ohne Erwähnung der Zwangsarbeiter, die dafür ihre Leben lassen mussten, in einem Lehrbuch Erwähnung zu finden?

"Millionen Opfer werden einfach ausgeklammert"

Aber es geht weiter: "Man kann heute nicht genau abschätzen, ob die neuen Investitionen in der Zeit von 1938 bis 1945 Österreich mehr Wirtschaftskapazitäten brachten, als durch den Bombenkrieg wieder verloren gingen", ist da abschließend zu lesen. Wieder kein Wort zu Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern.

"Die Millionen Opfer werden einfach ausgeklammert und solch eine perfide Behauptung in den Raum gestellt", wettert Landtagsabgeordneter Gerhard Köfer vom Team Kärnten der den Fall an die Öffentlichkeit getragen hat: "Das ist absolut letztklassig und eine Abschätzung, die von keiner Person getroffen werden darf. So etwas hat in einem Schulbuch nichts verloren."

Der aktuelle Fall schreit laut Köfer nach Aufklärung: "Es kann nicht sein, dass solch ein Schund in Österreichs Schulen unterwegs ist."

Die Bilder des Tages

1/61
Gehe zur Galerie
    <strong>23.04.2024: Dieser Milliardär brachte René Benko zu Fall.</strong> Ein Mittagessen mit Logistik-Milliardär Klaus-Michael Kühne war der Anfang vom Ende. Benko bettelte bei dem Deutschen, <a data-li-document-ref="120032711" href="https://www.heute.at/s/dieser-milliardaer-brachte-rene-benko-zu-fall-120032711">kassierte jedoch eine Abfuhr &gt;&gt;&gt;</a><a data-li-document-ref="120032509" href="https://www.heute.at/s/beaengstigend-flieger-kreiste-stundenlang-ueber-wien-120032509"></a>
    23.04.2024: Dieser Milliardär brachte René Benko zu Fall. Ein Mittagessen mit Logistik-Milliardär Klaus-Michael Kühne war der Anfang vom Ende. Benko bettelte bei dem Deutschen, kassierte jedoch eine Abfuhr >>>
    "Heute"-Montage, Material APA-Picturedesk

    (red)