In Gröden muss man ganz, ganz lange warten, bis man seinen Sieg feiern darf. Das merkte auch Ski-Gigant Odermatt am Freitag. Nach einer starken Fahrt im Super-G auf der Saslong sah zunächst alles nach dem 51. Weltcup-Erfolg des 28-Jährigen aus. Bis der mit Nummer 29 ins Rennen gegangene Tscheche Jan Zabystran zuschlug, den vierfachen Gesamtweltcupsieger um 22 Hundertstel abfing. Es war der erste Weltcupsieg für den 27-Jährigen. Und eine echte Ski-Sensation.
Zabystran nützte den sogenannten Gröden-Effekt: Ein Wetterphänomen, das schon für viele Sensationsergebnisse und Top-Platzierungen von Fahrern mit hohen Startnummern gesorgt hat. Im Rennverlauf kommt nämlich mehr und mehr die Sonne hinter dem Langkofel hervor. Dadurch ist die berüchtigte Saslong und die Schlüsselpassage über die Ciaslat-Wiese nicht mehr im Schatten. Die Sicht wird besser, das Rennen schneller. Zabystran profitierte davon.
"Jeder, der diese Chance nutzt, hat es dann auch verdient. Andere Athleten haben diese Chance auch", blickte Odermatt nach dem Rennen im "ORF" auf die Zabystran-Sensationsfahrt, zollte dem Tschechen auch Respekt, war aber trotzdem angefressen: "Klar fuchst es einen ein bisschen."
Danach erklärte der Schweizer Ski-Gigant: "Die Fahrt war wirklich am Limit. Mit den vorderen Startnummern sieht man wirklich gar nichts. Dann ist es natürlich ärgerlich."
In der Kritik steht Jahr für Jahr die späte Startzeit. Der erste Läufer geht um 11.45 Uhr aus dem Starthaus. "Es wäre eine Möglichkeit", meinte Odermatt auf eine mögliche Verlegung des Rennstarts angesprochen. "Wenn man sieht, dass man um 11.45 Uhr komplett im Dunkeln fährt und nur 20, 30 Minuten später ist die halbe Strecke in der Sonne – das macht natürlich viel aus", so der Schweizer.
