Politik

"Natürlich stört mich das" – Van der Bellen packt aus

Alexander Van der Bellen ist zum Bundespräsidenten wiedergewählt worden. Im ORF zeigte er sich trotz Jubelstimmung auch sehr selbstkritisch.

Rene Findenig
Gab sich am Wahlabend durchaus auch selbstkritisch: Alexander Van der Bellen.
Gab sich am Wahlabend durchaus auch selbstkritisch: Alexander Van der Bellen.
Screenshot ORF

Wie erleichtert sei er auf einer Skala von 1 bis 10? "10 auf jeden Fall", erklärte der wiedergewählte Bundespräsident Alexander Van der Bellen am späten Sonntagabend im ORF-"ZIB2 Spezial" bei Moderator Armin Wolf. Er habe sich "schon Sorgen" über die Wahlbeteiligung gemacht und nicht umsonst das "bequeme Sofa" als "größter Feind am Wahlsonntag" bezeichnet. "Das war schon eine große Erleichterung", so Van der Bellen, dass seine Wiederwahl dann doch geklappt habe.

"Man kann überall einen Wurm drinnen finden" erklärte der Amtsinhaber auf den Hinweis, dass er im Vergleich zu anderen, wiedergewählten Präsidenten vergleichsweise wenige Stimmen bekam. Van der Bellen verteidigte seinen Wahlsieg aber: "Das musst amal schaffen", gegen sechs Kandidaten im ersten Wahlgang mehr Stimmen zu erreichen, als alle anderen Kandidaten zusammen, so der Amtsinhaber. Er könne nur "danke vielmals" an alle seine Wählerinnen und Wähler sagen.

"Natürlich stört mich das"

Wegen einer Stichwahl noch einmal lange in einen Wahlkampf zu gehen, wäre nichts, was er angestrebt hätte, so Van der Bellen. Ob es ihn störe, dass Stimmen vor allem junger Wähler an den – laut Moderator Wolf – Chef einer Spaßpartei abgegeben werden? Als "Spaßpartei" wolle er die Bierpartei von Dominik Wlazny gar nicht sehen, Wlazny müsse zeigen, was er mit den Stimmen mache, "es wär schon eine spannende Auseinandersetzung gewesen".

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    Gerald Grosz mit seinem Ehemann Thomas bei der Stimmabgabe in Graz
    Gerald Grosz mit seinem Ehemann Thomas bei der Stimmabgabe in Graz
    ERWIN SCHERIAU / APA / picturedesk.com

    "Natürlich stört mich das", zeigte sich Van der Bellen in Sachen Stimmen der jungen Wähler aber dennoch selbstkritisch. Auch, dass die Politikverdrossenheit in Österreich zunehme, störe ihn – Parteien wären gut beraten, sich die politischen Entwicklungen in anderen Ländern anzuschauen, etwa in Italien, so Van der Bellen. Das seien laut dem Bundespräsidenten Entwicklungen, die die Stabilität der Demokratie gefährden könnten.

    "Vielleicht zu wenig geäußert"

    Und welche Kritik an ihm sei berechtigt gewesen? "Ich hab mich vielleicht zu wenig zu diesem und jenem Problem geäußert", so Van der Bellen, den einen seien es aber zu viele Wortmeldungen gewesen, den anderen zu wenig. Er werde jedenfalls auch künftig im Einzelfall entscheiden, ob und in welchem Tonfall er sich öffentlich zu Wort melde. Aber "nicht sehr stark" werde sich ändern, wie er sich in die Tagespolitik einbringen werde, er sei "nicht der Überkanzler oder der Chefkommentator".

    Ob er einen FPÖ-Kanzler angeloben würde, ließ Van der Bellen offen, kommentierte aber: "Herbert Kickl tut alles, um seine möglichen Koalitionspartner zu verunsichern und zu verärgern. Darum stellt sich die Frage nicht." Auf eine erneute Nachfrage von Moderator Wolf tat Van der Bellen die Frage ab: "Warum wollen Sie das unbedingt herbeireden, Herr Wolf?" Generell rede Van der Bellen gerne mit allen Seite, gab er abschließend an. Aber: Ihm sei schon einmal passiert, dass er auf der Straße angeschrien und ihm nachgelaufen wurde – so sehe kein Gesprächsangebot aus.