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Nazar: "Es ist nicht klug, einem Rapper den Mund zu ...

Heute Redaktion
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Nazar, Österreichs Aushängeschild in Sachen Rap, veröffentlicht am Freitag mit "Irreversibel" sein mittlerweile siebentes Studioalbum. Auf der Platte zeigt er sich von seiner dunklen, düsteren Seite. Im Gespräch mit "heute.at" sprach er über "Irreversible", die heimische Politik sowie das Aufwachsen in Wien Favoriten.

Nazar, Österreichs Aushängeschild in Sachen Rap, veröffentlicht am Freitag, dem 13. Mai, mit "Irreversibel" sein mittlerweile siebentes Studioalbum. Auf der Platte zeigt er sich von seiner dunklen, düsteren Seite. Im Gespräch mit "heute.at" plauderte er über "Irreversible", die heimische Politik sowie das Aufwachsen in Wien Favoriten.
"Es ist auf jeden Fall ein sehr wütendes Album", bringt Nazar die Grundstimmung auf "Irreversible" gleich zu Beginn auf den Punkt. Er hat das Album in einer Zeit geschrieben, in der viel passiert ist. "Ich bin viel geklagt worden, hab beim Bundesverfassungsschutz antanzen müssen, wegen einer anonymen Klage wegen Volksverhetzung", erklärt er die Wut, die er in die Tracks kanalisiert hat. Es sei nicht klug, einem Rapper den Mund verbieten zu wollen.

Insgesamt waren 16 Produzent mit Nazar gemeinsam am Werk, um "das unglaublich groß produzierte Album" zu gestalten. Vom Soundbild her sei es das "größte Album, das ich bis jetzt gemacht habe". Für viele "Camouflage"-Hörer wird es laut Nazar vielleicht zu hart sein.

Wer hinter dem Titel "Irreversibel" eine Botschaft oder eine tiefere Bedeutung vermutet, liegt auf dem Holzweg. "Goa nix", antwortet Nazar lachend auf die Frage, was der Titel bedeutet. "Ich bin einfach extrem schlecht, was Albumtitel angeht, und wollte intelligent wirken".

Herkunft und Sozialkritik

Die Herkunft ist thematisch das größte Thema auf "Irreversibel". "Meine Heimat ist Österreich und mein Vaterland ist der Iran. Ich bin ein starker Verfechter davon, dass viele, die in meiner Position sind, sich zu Österreich bekennen sollten und Farbe zeigen sollten, für das Land einstehen sollten. Weil dann viele Probleme, die wir momentan zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung hätten, anders wären", so Nazar. Viele seiner Bekannten und Freunde geben an, dass die Österreicher nicht wollen, dass man sich als jemand mit Migrationshintergrund zu Österreich bekennt.

"Leute wie ich haben jahrelang darum gekämpft, hier akzeptiert zu werden. Wir werden aber trotzdem immer wieder auf unsere Herkunft beschränkt. Irgendwann denkst du dir dann - 'Herst, wo bin ich jetzt eigentlich'", spricht er über seinen eigenen Erfahrungen. Im Iran sei er der "Österreicher", in Österreich der "Ausländer". Diese Zwischen-den-Stühlen-Befinden führt dann bei vielen Leuten zu Selbstzweifel.

"Uns in Österreich geht es definitiv zu gut"

Auch Sozialkritik kommt auf "Irreversibel" zur Sprache. "Uns in Österreich geht es definitiv zu gut. Damit möchte ich niemanden beleidigen, der an der Armutsgrenze lebt. Nur weil ich sage, dass es uns zu gut geht, heißt das nicht, dass es keine Menschen gibt, denen es nicht gut geht", so Nazar. In Relation zu anderen Plätzen auf der Welt sei es dennoch "lächerlich, worüber wir hier streiten und diskutieren".

Als Nazar in seiner Jugend noch "ein Kleinkrimineller" war, "waren die größten Vollidioten die Kinder von der Vienna Business School". Die seien mit dem Taxi zum Reumannplatz gefahren, ließen das Taxi dann dort warten und kauften von den Jugendlichen dort diverse Sachen. "Die haben sich dann wie Gangster gefühlt. Wir sind nur dort gesessen und haben uns gedacht 'Was für Volltrottel. Das waren aber genau die Kids, die gerne mit uns getauscht hätten, und wir gerne mit ihnen", erzählt er von seiner Zeit in Favoriten.

"Es ist wichtig, wählen zu gehen"

Auf seinen Social-Media-Accounts hat sich Nazar mehrmals für einen Bundespräsidenten Van der Bellen ausgesprochen. Das Ergebnis des ersten Wahlgangs war für ihn "genau so zu erwarten". Seine "politische Leistung" hat er "immer schon gut gefunden", erklärt er die Unterstützung für den grünen Kandidaten. 

Im Gegensatz zu "allen anderen, die jetzt so schockiert waren", überraschte ihn das gute Abschneiden Norbert Hofers weniger. Gegen das Auftreten Hofers, der "ein fescher Kerl ist, der sich gut präsentiert hat, kann man nichts sagen". Bei der Stichwahl werde man sehen, "wozu sich Österreich entscheidet" und "das muss man in einer Demokratie einfach hinnehmen, wie es ist". Den Jugendlichen gibt er mit, dass "es wichtig ist, wählen zu gehen. Wen sie wählen, bleibt ihnen überlassen". Da er aus einem Land kommt, wo das nicht so einfach ist, wisse er das viel mehr zu schätzen.

Ab dem 13. Mai kann man nun das ganze Album "Irreversibel" hören. Neben der CD, die es auch als Deluxe-Version zu kaufen gibt, wird man die Titel auch auf iTunes und ähnlichen Plattformen downloaden können. 

Nazar - Irreversibel (Deluxe-Version)

1. Intro

2. Generation Darth Vader

3. Kalash

4. La Haine Kidz

5. Hood Life Crew

6. Schwarz #AMK

7. ZSMD

8. Teheran

9. C'est la vie

10. Signal

11. Quadrat & Kreis

12. Schattenseiten

13. Hokus Pokus

14. Mein Viertel

15. Hyänen

16. Zackig die Patte

17. Asylant

18. Irreversibel