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Nazi-Beweis: Muss Straße in Linz umbenannt werden?

Heute Redaktion
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Franz Dinghofer war NSDAP-Mitglied. Muss die Straße jetzt umbenannt werden?
Franz Dinghofer war NSDAP-Mitglied. Muss die Straße jetzt umbenannt werden?
Bild: Mike Wolf

Das Mauthausen Komitee beweist mit einer Recherche beim Bundesarchiv in Berlin, dass Franz Dinghofer Nazi war. Muss die Dinghoferstraße in Linz jetzt umbenannt werden?

Es wurde zwar vermutet, aber der Beweis fehlte.

Den erbringt jetzt das Mauthausen Komitee: Der frühere Linzer Bürgermeister Franz Dinghofer (von 1907 bis 1918; siehe Info-Kasten) war Nazi.

Das belegt eine Anfrage des Komitees beim Bundesarchiv in Berlin. Franz Dinghofer hat am 18. April 1940 die Aufnahme in die NSDAP beantragt, am 1. Juli 1940 wurde der Antrag genehmigt (Mitglieds-Nummer: 8450902).

"Soweit wir wissen, hat Franz Dinghofer kein Verbrechen begangen. Aber er hat ein Verbrecherregime unterstützt", so Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitees.

Franz Dinghofer wurde am 6. April 1873 in Ottensheim geboren, studierte in Graz Jus, war Mitglied der Burschenschaft "Ostmark Graz".
Er war verheiratet, hatte einen Sohn und zwei Töchter.
Dinghofer wurde Richter in Linz, war von 1907 bis 1918 Bürgermeister der Stadt. Danach wurde er oberösterreichischer Landestagsabgeordneter, dann Dritter Präsident des Nationalrats, Vizekanzler und von 1927 bis 1928 Justizminister.
Später kehrte er wieder in seinen Richterberuf zurück und war ab 1928 Präsident des Obersten Gerichtshofs.
Franz Dinghofer starb 1956 im Alter von 82 Jahren.

Was Linz betrifft, muss sich die Stadt jetzt die Frage gefallen lassen: Wäre es nicht gescheit, die Dinghoferstraße umzubenennen? Oder ist es okay, dass eine Straße nach einem Nazi benannt ist?

Eine Umbenennung hatte übrigens bereits im Januar die Junge Linke gefordert. Sie hat vorgeschlagen, dass diese Straße künftig "Straße der Befreiung" heißt. Mit der Begründung: "Eine Straße nach jemanden zu nennen, der offen gegen Juden gehetzt hat, ist fatal, eine Umbenennung überfällig", so Ralf Schinko, Sprecher der Jungen Linken in Linz.

Passiert ist seither nichts. Aber mit dem Nazi-Beleg des Mauthausen Komitees wird die Diskussion um eine Umbenennung sicherlich neu angefacht werden.

+++ UPDATE +++

Noch am Nachmittag forderten die Grünen, dass "die Stadt Linz eine Zeichen setzen soll und die Straßenschilder in der Dinghoferstraße umgehend um die Info ergänzen, dass Dinghofer NSDAP-Mitglied war", so Klubobmann Helge Langer. Außerdem sei eine Diskussion um um eine Umbenennung "mehr als angebracht".

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