Österreich

Pinke Öffi-Pläne: Sterne statt Schlangen

Heute Redaktion
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Die Neos fordern eine Neuausrichtung des öffentlichen Verkehrs in Liesing. Mit einem Schnellbuskonzept soll das Netz auf völlig neue Beine gestellt werden.

Der öffentliche Verkehr in Liesing muss dringend verbessert werden. Darüber sind sich die Neos, Grüne, ÖVP und FPÖ einig. Wie die Schwachstellen jedoch behoben werden sollen, darüber gibt es unterschiedliche Vorstellungen.

Nach den Grünen legen nun auch die Neos ihr Öffi-Konzept für Liesing auf den Tisch: Sie fordern den öffentlichen Verkehr im 23. Bezirk von Grund neu aufzubauen und ein neues Schnellbussystem einzuführen.

Autoanteil in Liesing deutlich über Wiener Mittelwert

"In keinem anderen Bezirk in Wien ist man so sehr auf das Auto angewiesen wie in Liesing. Im Wien-Durchschnitt beträgt der Anteil des motorisierten Individualverkehrs am Gesamtverkehrsaufkommen 27 Prozent, in Liesing beträgt er 57 Prozent", rechnet die Verkehrssprecherin der NEOS Wien Bettina Emmerling vor. Die Stadt Wien verfolge zwar das Ziel, den motorisierten Verkehr bis 2025 auf 20 Prozent zu reduzieren, mache das aber gleichzeitig quasi unmöglich, indem sie kein ausreichend attraktives und schnelles Öffi-Netz anbiete, wird kritisiert.

Die Wiener Linien würden zwar kostenträchtig die U-Bahnen ausbauen, die Außenbezirke würden aber nach wie vor stiefmütterlich behandelt. Das Öffi-Netz in Liesing sei ineffizient, benutzerunfreundlich und lückenhaft, befinden die Neos und haben gemeinsam mit dem Liesinger Verkehrsexperten Stephan Steinbach ein Schnellbuskonzept entwickelt, um Abhilfe zu schaffen. Derzeit gebe es in Liesing nur drei hochrangige Linien, die S-Bahn, die U6 und – als einzige Straßenbahn des Bezirks – den 60er.

"Das Drehen an kleinen Schräubchen ist daher zu wenig. Das Problem kann nur durch komplettes Neuaufstellen des öffentlichen Verkehrs gelöst werden", unterstreicht der Klubvorsitzende des Neos Liesing Christoph Pramhofer.

Öffi fahren soll leichter und attraktiver werden

Die Eckpunkte des Konzepts sind die Neuführung der Buslinien, um rasche und nutzerfreundliche Verbindungen zu schaffen. Die radialen Verbindungen ins und aus dem Zentrum heraus sollen durch Querverbindungen ergänzt werden, so dass ein dichtes Öffi-Netz entsteht.

Sternförmiges Netz statt schlangenlinienförmiger Umwege

Statt der bisherigen Schlangenlinien sollen die Liesinger Busse die Stationen sternförmig anfahren. Die Linienführung soll durch geradlinige Verbindungen vereinfacht, doppelte Linien und Umwege gestrichen werden. Durch die neue, geradlinige Linienführungen und weniger Links- und Rechtsabbieger soll das Vorankommen im Bezirk deutlicher schneller werden.

Durch den Ausbau klarer Nord-Süd und West-Ostverbindungen sowie attraktiver Verkehrsknotenpunkte soll das Umsteigen durch kürzere Fußwege und die Abflachung von Gehsteigkanten erleichtert werden.

Nutzung bestehender Ressourcen um Kosten zu sparen



Das neue Schnellbuskonzept sieht neue Linienführungen sowie Änderungen im Stationennetz vor. "Wir wollen die bestehende Ressourcen nutzen, um das Öffi-Netz besser zu machen. In unserem System fallen drei Stationen weg, dafür kommen zwölf neue dazu", erklärt der Neos-Bezirksrat Christoph Illnar. Die Umstellung sei im Großen und Ganzen kostenneutral, nur die Änderung bei den Stationen verursache Kosten.

"Liesing ist ein wichtiges Zielgebiet der Wiener Stadtentwickung. Laut Prognosen wird die Bevölkerung des 23. Bezirks in den nächsten zehn Jahren um zehn Prozent", betont Emmerling. Das mache die Neuausrichtung eines neuen, leistungsfähigen Netzes an öffentlichen Verkehrsmitteln noch dringlicher.

Liesinger Opposition geeint für mehr Öffis

Die Neos wollen jedenfalls den Tempomacher spielen und gemeinsam mit ÖVP und FPÖ weiterhin Anträge einbringen, bis sich in Liesing etwas bewege. Obwohl die Grünen – "Heute" hat berichtet – ebenfalls einen Ausbau der Liesinger Öffis fordern, hätten sie die Einladung der Neos zur Zusammenarbeit aber ausgeschlagen. "Wir haben bisher keine Antwort erhalten, aber unsere Hand bleibt ausgestreckt", betont Pramhofer. (lok)