Wirtschaft

Nestlé pumpt Wasser ab, Gemeinde am Trockenen

Heute Redaktion
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Das Mineralwasser Vittel, das vom Nestle-Konzern in der gleichnamigen Gemeinde abgepumpt und verkauft wird, wird in alle Welt exportiert.
Das Mineralwasser Vittel, das vom Nestle-Konzern in der gleichnamigen Gemeinde abgepumpt und verkauft wird, wird in alle Welt exportiert.
Bild: imago stock & people

Die Mineralwassermarke Vittel wird vom Nestlé-Konzern in der gleichnamigen französischen Gemeinde abgefüllt. Dadurch sinkt das Grundwasser um 30 Zentimeter pro Jahr.

In der französischen Gemeinde Vittel ist ein Streit um das Grundwasser entbrannt. Der Nahrungsmittel-Konzern Nestlé füllt Wasser aus der dortigen Quelle für seine Mineralwasser-Marke "Vittel" ab. Seitdem ist der Grundwasserspiegel um jährlich 30 Zentimeter gesunken. Wenn dies in diesem Tempo voranschreitet, wird die Gemeinde ihr Trinkwasser bald aus anderen Gemeinden beziehen müssen.

Das Abfüllwerk für Nestlés "Vittel"-Mineralwasser ist einer der größten Arbeitgeber in der gleichnamigen Gemeinde. Doch das Abpumpen der Quelle hat den Grundwasserspiegel seit 1990 um jährlich 30 Zentimeter sinken lassen.

Verbrauchervertreter und Umweltschützer geben Nestlé, das jährlich eine Million Kubikmeter Wasser aus der Quelle nutzen darf, die Schuld daran und zeichnen ein düsteres Szenario. "Wenn es so weitergeht, dann wird Nestlé der einzige Nutzer der Quelle sein, während die Bewohner ihr Wasser aus 20 Kilometern Entfernung heranbringen müssen", sagte ein Umweltschützer dem Radiosender "Europe1".

Unternehmen würde auf ein Viertel verzichten

Der Nahrungsmittelkonzern dementiert dies. Man gehe bereits sparsam mit dem Grundwasser um und habe den eigenen Verbrauch in den vergangenen Jahren um 20 Prozent gesenkt, teilte das Unternehmen dem britischen "Telegraph" mit. Der Chef einer Nestlé-Tochter erklärte, man sei sogar bereit auf ein Viertel der zugestandenen Menge zu verzichten. Das sei eine außerordentliche Menge, würde aber auch nach Ansicht des Konzern nicht für die Erholung des Grundwasserspiegel ausreichen.

Derzeit arbeite man mit den französischen Behörden an einer Lösung, heißt es aus dem Unternehmen. Die Bewohner sind in jedem Fall besorgt. Denn wenn der Konzern weniger Wasser verkauft, sind Arbeitsplätze in der Gemeinde bedroht, die von Nestlé als Arbeitgeber abhängt.

Wasser-Pipeline würde 50 Millionen kosten

Das Heranführen von Trinkwasser aus einer benachbarten Gemeinde würde eine Pipeline von 20 Kilometern Länge erfordern. Diese zu errichten würde wohl rund 50 Millionen Euro kosten, was wiederum in erhöhten Wasserkosten an den Bewohnern von Vittel hängen bleiben würde.

(hos)