Mit seiner Unterstützung für die Vision eines "Groß-Israel" hat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in mehreren arabischen Ländern für heftige Empörung gesorgt. Von Ägypten bis Jordanien wurden die Aussagen von Netanjahu in einem Interview scharf kritisiert. Am Donnerstag verurteilten mehrere Staaten der Region seine Worte als "Eskalation" und als "Bedrohung der Souveränität". Der Begriff "Groß-Israel" bezieht sich auf die biblischen Grenzen aus der Zeit von König Salomon. Damit wären neben dem Westjordanland auch Teile der Nachbarländer wie Jordanien, Libanon und Syrien gemeint.
In einem Interview mit dem Fernsehsender I24 News wurde Netanjahu am Dienstag gefragt, ob er auch der "Vision" eines "Groß-Israel" anhänge. Der israelische Ministerpräsident antwortete daraufhin zweimal: "Genau." Ultranationalistische Israelis fordern schon lange die Besetzung dieser Gebiete aus biblischer Zeit.
Das Außenministerium in Ägypten – die Sinai-Halbinsel war nach dem Krieg 1967 einmal von Israel besetzt – verlangte eine "Klarstellung" von Israel zu dem Thema. Das Ministerium warnte vor einer "Provokation zur Instabilität, Zurückweisung der Friedensoption in der Region" und einer "Eskalation".
Das Außenministerium in Jordanien sprach von einer "gefährlichen provokanten Eskalation und einer Bedrohung der Souveränität des Landes". Auch das Ministerium im Irak warf Israel am Donnerstag "expansionistische Bestrebungen" vor und sprach von einer "Provokation".
Saudi-Arabien wies am Mittwoch "Besiedlungsprojekte und Expansionsideen durch die israelischen Besatzungbehörden" zurück und betonte das Recht der Palästinenser auf einen eigenen Staat. Bereits im Februar hatten mehrere arabische Länder Netanjahus Vorschlag abgelehnt, einen palästinensischen Staat auf saudiarabischem Staatsgebiet einzurichten. (AFP)