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Netflix-Serie ist schuld am Tod Tausender Affen

Brüllaffen geben Hinweise auf Gelbfieber-Epidemien. Doch eine Netflix-Serie behauptete das Gegenteil – mit katastrophalen Folgen für die Tiere.

Heute Redaktion
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Die Schreie der Brüllaffen, die in Mittel- und Südamerika zu Hause sind, werden mitunter als furchteinflössend beschrieben. Doch Angst vor ihnen muss niemand haben.

Zumindest nicht davor, dass sie das für den Menschen oft tödliche Gelbfieber übertragen. So können sich die Tiere zwar infizieren, doch auf den Menschen übertragen können sie das Virus nicht (siehe Box).

Eine Falschmeldung und ihre Folgen

Doch genau das wurde in der siebten Folge der Netflix-Serie "72 Dangerous Animals: Latin America" fälschlicherweise behauptet, was die Tötung Tausender eh schon vom Aussterben bedrohten Brüllaffen zur Folge hatte, wie der Verein Rettet den Regenwald berichtet.

Demnach fußt die falsche Behauptung auf dem früheren Verdacht, dass Brüllaffen für die Gelbfieber-Epidemie von 2007 bis 2009 in Brasilien verantwortlich seien. Dieser sei in Zwischenzeit jedoch widerlegt worden: "In der Regel sterben Brüllaffen innerhalb von wenigen Tagen an der Krankheit, überlebende Tiere werden immun."

Hüten Sie sich vor Aedes- und Haemagogus-Mücken

Das Gelbfiebervirus, das genauso wie Ebola und Zika zu der Flavia-Familie gehört, kommt in den tropischen Gebieten Afrikas sowie Mittel- und Südamerikas vor. Nach Schätzungen der WHO erkranken jährlich bis zu 170.000 Menschen daran, wovon rund 60.000 sterben.

Übertragen wird es durch Mücken der Gattungen Aedes und Haemagogus, die es beim Stich von infizierten Personen oder Tieren aufnehmen und an andere Menschen weitergeben.

Drei bis sechs Tage nach der Infektion kommt es zu plötzlichem hohen Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Übelkeit und Erbrechen. Bei einem milden Verlauf ist die Krankheit damit überwunden. In schweren Fällen (15 Prozent) kommt es zu Leberschwellung, Gelbsucht, Nierenversagen und Blutungen in Haut, Schleimhäuten und Magen-Darm-Trakt sowie zu Organversagen. Laut BAG erkranken Reisende und eingewanderte Personen häufiger an der schweren Form, Einheimische hingegen eher an der milden. Daher wird Menschen, die in gefährdete Gebiete reisen, empfohlen, sich gegen Gelbfieber impfen zu lassen.

Tierisches Frühwarnsystem

Statt dem Menschen gefährlich zu werden, würden sie ihn sogar schützen. Denn wenn im Dschungel die Affen sterben, heißt das für die lokalen Gesundheitsbehörden, dass eine Epidemie im Anmarsch ist. Dann können sich die Menschen vorsehen.

Damit dieses natürliche Frühwarnsystem auch in Zukunft verfügbar ist, sei 2009 die Kampagne "Protect our Guardian Angels – schützt unsere Schutzengel" lanciert worden, sagt Rettet den Regenwald. Doch die von Netflix verbreitete Fehlinformation würde dieser Kampagne schaden.

Um den Schaden einzudämmen, hat der Verein gemeinsam mit mehr als 60 Affenforschern den Streamingdienst dazu aufgerufen, die beanstandete Episode nicht mehr zu zeigen. Daraufhin hat Netflix zumindest die entsprechende Stelle in der Doku herausgenommen. (red)